Victor Alexander John Hope,

Lord Linlithgow

Generalgouverneur und Vizekönig von Indien

Schotte, 52

Erste Begegnung mit den Charakteren: Abenteuer 10

 

Herkunft und Bildung

Victor Hope entstammte dem schottischen Hochadel. Er wurde auf dem Landsitz Hopetoun House seiner Familie in der Grafschaft Linlithgowshire (West Lothian) in den schottischen Lowlands geboren. Seine Eltern waren John Hope, seit 1902 der erste Marquess of Linlithgow und Hersey Everleigh-de-Moleyns. Schon sein Vater hatte hohe Regierungsämter in den britischen Überseebesitzungen bekleidet und war von 1901 bis 1903 der erste Generalgouverneur des neu gegründeten Dominions Australien. Der Sohn besuchte Eton College und erbte nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1908 den Adelstitel als 2. Marquess Linlithgow.

Am 19. April 1911 heiratete Victor Hope Doreen Maud Milner (geb. 1886), die Tochter Sir Frederick Milners, eines Politikers der Konservativen Partei. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und drei Töchter hervor.

Im Ersten Weltkrieg diente Hope als Kommandeur eines Bataillons der Royal Scots an der Westfront und wurde mit dem Order of the British Empire ausgezeichnet. 1912 wurde er zum Fellow der Royal Society of Edinburgh gewählt. Nach dem Krieg hatte er in den 1920er und frühen 1930er Jahren verschiedene nachrangige Ämter in konservativ geführten Regierungen inne. 1922 bis 1924 war er Civil Lord of the Admiralty in den konservativen Regierungen unter Andrew Bonar Law und Stanley Baldwin. Er begann sich intensiver mit Ernährungsfragen zu befassen und war Vorsitzender der Kommission für Landwirtschaft in Indien 1926 bis 1928.

Er schlug verschiedene Angebote für Regierungsämter in den britischen Kolonien aus, darunter 1926 das Angebot für den Gouverneursposten der Präsidentschaft Madras und 1935 das Angebot für den Gouverneursposten von Australien. Von 1933 bis 1935 war er auch Vorsitzender des Gemeinsamen Parlamentsausschusses für Verfassungsreformen in Britisch-Indien (Joint Select Committee on Indian Constitutional Reform).

 

Vizekönig von Indien

1935 wurde Lord Linlithgow durch den konservativen Premierminister Baldwin zum Nachfolger von Lord Willingdon zum neuen Vizekönig von Indien ernannt. Anlässlich seiner Ernennung schrieb der Spectator eine lobende Kurzcharakteristik über den neuen Vizekönig:

 

"Um Vizekönig von Indien in diesen bewegten Zeiten sein zu können, erfordert es eine seltene Kombination von Qualitäten. Lord Linlithgows Verständnis der verfassungsrechtlichen Reformen, die er wird einführen müssen, steht natürlich außer Frage, aber von seiner Persönlichkeit ist wenig bekannt. Die Wahl Baldwins ist auf einen Mann gefallen, der nie das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gesucht hat. […] In seiner äußeren Erscheinung und seinen Umgangsformen ist er der vollendete Typus eines britischen Aristokraten. Groß gewachsen, kräftig und von aufrechter Haltung hat er etwas von einem Jupiter, der sein Haupt über den Olymp beugt. […] Er ist eindeutig eine dominierende Persönlichkeit mit Charakterstärke und einer überdurchschnittlichen Feinheit des Intellekts. […] Der designierte Vizekönig ist immer noch jung, und muss erst den Beweis erbringen, dass er die höchsten staatsmännischen und administrativen Fähigkeiten besitzt. Aber seine Freunde sind sich vollständig sicher, dass kein Mann seiner Generation nach Charakter, Intellekt und Erfahrung besser geeignet ist, die Verantwortung zu übernehmen Indiens Schicksal in diesen kritischen Zeiten zu lenken.“

The Spectator: Ausgabe vom 15. August 1935

 

Lord Linlithgow führte das standesgemäße Leben eines Vizekönigs und veranstaltete oft Tigerjagden mit indischen Maharadschas. Bei diesen Jagden wurden nicht nur Tiger, sondern auch viele weitere Großtiere getötet. Allein bei einer 10-wöchigen Jagd wurden 38 Nashörner, 27 Leoparden, 15 Bären und 120 Tiger erlegt.

Umsetzung der Verfassungsreformen

Nach seiner Ankunft in Indien und seinem offiziellen Amtsantritt am 18. April 1936 hatte der neue Vizekönig vor allem die Aufgabe, die Bestimmungen des Government of India Acts aus dem Jahr 1935 umzusetzen. Dieses Gesetz hatte die Verwaltung und Verfassung Britisch-Indiens grundlegend umgestaltet. Die britischen Besitzungen waren administrativ nun in 11 Provinzen untergliedert (neu geschaffen wurden die Provinzen Orissa durch Abtrennung von Bihar, Sindh durch Abtrennung von Bombay und die North Western Frontier Province, NWFP). Das Wahlrecht für die gewählten Provinzialversammlungen wurde von bisher 6 Millionen Wahlberechtigten auf 40 Millionen ausgeweitet (etwa 18 % statt bisher 2,6 % der Bevölkerung). Die Provinzialregierungen erhielten mehr Kompetenzen und die Mehrheit der Minister, allerdings nicht die Gouverneure der Provinzialregierungen wurde nunmehr von den Provinzialversammlungen gewählt. Der Government of India Act 1935 hatte auch vorgesehen, dass ein gesamtindisches Parlament aus Vertretern der britischen Provinzen und der indischen Fürstenstaaten gebildet werden sollte. Die Vertreter der Fürstenstaaten hätten dabei ein Drittel der Sitze besetzen können. Dies scheiterte jedoch zunächst am Widerstand der meisten indischen Fürsten, die einen Verlust an Souveränität befürchteten und die indische Nationalbewegung vielfach mit Misstrauen sahen.

Den meisten indischen Aktivisten gingen diese Reformen jedoch nicht weit genug. Sie hatten für Indien den Status eines Dominions gefordert. Bei den ersten Wahlen 1937 gewann der Indische Nationalkongress die Mehrheit in 6 von 11 Provinzen (darunter auch die mehrheitlich muslimische NWFP) und stellte dort die Regierungen.