Turm von Babel

 

Orte

Handlung

Prolog

Nach den unglücklichen Ereignissen in Schweden, die hinter den Kulissen zu ernsthaften diplomatischen Spannungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Nazi-Deutschland geführt haben, wird unseren Abenteurern nahegelegt, eine Zeitlang ein unauffälligeres Profil zu verfolgen.

Lady Milicent  entschliesst sich, die Gelegenheit zu einer Reise nach Mexiko zu nutzen, um dort den Spuren ihres Vaters nachzugehen - und dabei hoffentlich auch die nur in groben Zügen bekannten Umstände seines Todes aufzuklären.

Sie bittet ihre bisherigen Reisegefährten zu einem Besuch nach Edbrook Hall und lädt diese ein, sie auf ihrer Suche zu begleiten.

Bei dieser Gelegenheit spricht sie auch über das Lebenswerk ihres Vaters, die Suche nach dem legendären Turm von Babel. Im Zuge dessen unternahm er auch mehrere Reisen in den Vorderen Orient, von Palästina bis Mesopotamien, insbesondere natürlich nach Babylon selbst.

Im Laufe seiner Studien gewann er allerdings die Überzeugung, dass die biblische Verbindung Babel-Baylon irreführend und der besagte Turm eher in Mesoamerika zu finden sei. Schlussendlich grenzte er das Suchgebiet auf das alte Mexiko, genauer Teotihuacan, ein.

Die Männer zeigen sich interessiert und sichern Milicent ihre Unterstützung zu.

Die Finanzierung der Reise wird von Lady Milicent übernommen - die notwendigen Transaktionen werden durch den Familienanwalt, Mr Cavendish, durchgeführt.

Milicents langgehegter Wunsch einer Reise mit dem Luftschiff lässt sich leider nicht realisieren, da die transatlantische Zeppelinverbindung in deutscher Hand liegt.

Stattdessen reist die Gruppe mit der RMS Carinthia, einem Passagierschiff der Cunard-White Star-Linie, von Liverpool nach New York.

Die restliche Strecke bis nach Mexiko City/ Ciudad de Mexico wird hauptsächlich per Eisenbahn zurückgelegt, leider bleibt kaum Gelegenheit, die vielen neuen Eindrücke und Orte kennenzulernen.

Mexiko City

Lady Milicent und ihre Begleiter treffen Manuel Gamio, einen der renommiertesten Archäologen Mexikos, und dessen Assistentin Alejandria Godinez. Professor Gamio hat zuletzt mit Milicents Vater, Dr. Courtney Smythe-Beauregard, in Teotihuacan geforscht und nach dem plötzlichen Tod des Kollegen die verbliebenen Besitztümer, darunter das Expeditionstagebuch, nach England übersandt.

Gamio ist überzeugt, dass Dr. Smythe-Beauregard den für Europäern belastenden klimatischen Bedingungen, höchstwahrscheinlich in Verbindung mit einer Infektion, erlegen ist. Milicents Einwände, ihr Vater habe mehrere Orientreisen unbeschadet überstanden, lässt der Mexikaner nicht gelten.

Auch die Theorie des Briten über den möglichen Standort des Turms von Babel kommt kurz zur Sprache. Es wird deutlich, dass Gamio die Auffassung des Kollegen nicht geteilt hat.

Die Reisegruppe möchte baldmöglichst das nahegelegene Teotihuacan aufsuchen - Professor Gamio sichert hierfür die Unterstützung seiner Assistentin, Senorita Godinez zu, die vor Ort die archaöologische Leitung ausübt.

 

Teotihuacan

Die Reisenden erreichen die eindrucksvolle Ruinenstadt Teotihuacan, die etwa 30 Meilen nordöstlich von Mexiko City liegt - bei den schlechten Straßenverhältnissen eine mehrstündige Fahrt mit dem Automobil.

In der Stadt fallen unmittelbar die drei größten erhaltenen Bauwerke ins Auge, die Mondpyramide, die Pyramide der Sonne  und der Tempel des Quetzalcoatl, der Gefiederten Schlange. Verbunden werden die eindrucksvollen Monumente von der In Micaótli, der Allee der Toten, eine von Grabmälern gesäumte Prozessionstrasse. Diese ist nicht in eine Himmelsrichtung orientiert, sondern auf den fernen Vulkankegel des Tonantépetl.

Die Abenteurer finden ein reges Treiben vor. Forscher, Wissenschaftler, deren Helfer und Arbeiter, aber auch Tagesbesucher und Neugierige haben zu einer Ansammlung von Zelten jeder Größe, Lagerschuppen und semipermanten Unterkünften geführt.

Dazu gehört auch Charly's Bar, eine Zeltkneipe mit einigen hölzernen Ausbauten. Charly ist ein gestrandeter US-Amerikaner, der neben dem Getränkeausschank auch stets sein Interesse auf die Bewohner und Besucher richtet. In einem Winkel der Cantina unterhält auch der etwas schlichte Lagerpolizist, der Sergeant Zweiter Klasse Mariano dos Santos, sein "Büro".

Aktuell halten sich der berühmte schwedische Archäologe Sigvald Linné nebst seiner Assistenstin Helga Larsen und der junge deutsche Forscher Hans Reinerth länger vor Ort auf - Linné, Experte für präkolumbianische Keramik, ist im unzugänglichen Buschland westlich des Stadtzentrums auf bisher unbekannte Gebäudereste gestoßen, während Reinerth umfangreiche Grabungen rund um die Mondpyramide durchführen lässt.

Die Reisenden richten sich in den beiden komfortablen Zelten ein, die Milicent in Mexiko City hat kaufen lassen, und machen sich mit den örtlichen Begebenheiten vertraut.

Bei einem Besuch der Cantina stellt Milicent überrascht fest, dass sich auch Dr.Meckelbrodt in Teotihuacan aufhält, ein hochgeachteter Sprachwissenschaftler. Der Prager Professor hat ebenfalls über den Babel-Mythos geforscht und ist Milicent aus der umfangreichen Korrespondenz ihres Vaters ein Begriff.

Meckelbrodt, der die Suche Dr.Courtney Smythe-Beauregards nach physischen Zeugnissen des Turms von Babels immer für eine Sackgasse gehalten hat, berichtet ihr begeistert von neu entdeckten Schriftzeugnissen, die in Verbindung mit Courtneys Forschungsarbeit ein ganzes neues Licht auf die Angelegenheit werfen. Er hat sich daher zur Reise nach Mexiko entschlossen und glaubt, hier endlich greifbare Hinweise auf die von ihm gesuchte "Ursprache" der Menschheit zu finden. In Verbindung mit seinem jahrzehntelangen Quellenstudium geht er davon aus, bereits einen Wortkomplex jener Sprache rekonstruiert zu haben, dessen Bedeutung er mit dem Konzept verbindet, etwas zu öffnen oder sich aufzutun.

 

Cholula: Meckelbrodts Ende und Tränen für Tlaloc

Die Abenteurer erfahren, dass Dr. Meckelbrodt sich am Vortag unter Führung von Hugo Gonzalez zur Pyramide von Cholula begeben hat, eine anstrengende Tagesreise durch die Vulkankette des Popocatepetl hindurch auf die Hochebene von Puebla.

Der allein zurückgekehrte Gonzales behauptet auf Nachfrage, Meckelbrodt sei vor Ort spurlos verschwunden und bittet die Gruppe um Hilfe bei der Suche. Da eine nächtliche Fahrt durch die unwegsame Landschaft nicht ratsam ist, brechen die Reisenden dann im ersten Morgengrauen auf und suchen nach Ankunft unverzüglich an und auf der riesigen Pyramide nach Hinweisen auf das Schicksal des Wissenschaftlers.

Auf einer abgewandten Seite entdecken sie tatsächlich eine Öffnung, hinter der ein Gang sich in Spiralen tief in das Gebäude hineinwindet bzw. sogar bis unter die Grundfläche führt, wie Milicent abschätzt.

Nach einer letzten Treppenflucht endet der Gang in einem langgestreckten, annähernd ovalen Raum, der von steinernen Bänken gesäumt wird und dessen - zur Mitte hin leicht abfallender Boden - mit einem stilisierten Wellenmuster verziert ist. Auf der dem Gangende gegenüberliegenden Seite thront eine massive Obsidianstatue des Wettergottes Tlaloc.

Und am Fuße der Treppe findet sich leider die Leiche des armen Dr.Meckelbrodt, der offensichtlich aufgrund schwerer Kopfverletzungen gestorben ist. Da der restliche Körper fast unversehrt ist, kann die Kopfwunde nicht nur von einem Sturz herrühren.

Entsprechende Spuren an der Kleidung zeigen, dass Meckelbrodt auch seiner Aufzeichnungen beraubt worden ist.

Da unmittelbar darauf eine schwere Steinplatte den Rückweg nach oben versperrt, ist es naheliegend Hugo Gonzalez als Hauptverdächtigen zu betrachten.

Die stundenlange Suche nach einem anderen Ausgang bleibt erfolglos, weder die vermutliche Opferstätte noch das Bildnis des grausamen Gottes offenbaren versteckte Geheimnisse, so dass die Abenteurer - zudem ohne Nahrung und mit nur wenig Wasser ausgestatttet - beginnen, um ihr Leben zu fürchten. Obwohl ihnen der Gedanke noch absurd vorkommt, sind sie nach ihren bisherigen Erfahrungen aber bereit, auch hier einen wahren Kern in den alten kultischen Handlungen zu finden und ein geeignetes Opfer zu vollziehen.

Desmonds halbherziger Versuch, mit ein paar widerwillig entbehrten Tropfen Trinkwasser eine Wendung herbeizuführen, bleibt ohne Wirkung.

Den frustrierten Gedanken des Okkultismus-Experten entspringt dann allerdings die Eingebung, Tlalocs Gunst durch salzige Tränen, gespeist aus aufrichtigem Leid, zu gewinnen. Er macht Milicent heftige Vorwürfe, dass sie alle nur wegen ihr und ihrer unverantwortlichen Handlungen hier einen jämmerlichen Tod sterben werden, und bringt auch die beiden anderen Männer sehr erfolgreich gegen sie auf.

Tief verletzt und getroffen von den Gefährten, denen sie bislang vertraut hat, bricht die erschöpfte Milicent tatsächlich zusammen und in Tränen aus.

Ob das nun Tlaloc beeindruckt oder auf irgendeine andere Weise gewirkt hat - jedenfalls schiebt sich die Steinplatte wieder beiseite und die knapp dem Tode Entronnenen können wieder ins Tageslicht hinaustreten.

Mit der Gemeinschaft ist es allerdings erst einmal vorbei - die tief gekränkte Milicent macht aus ihrer Erbitterung kein Hehl und bleibt ihren Mitabenteurern gegenüber einsilbig.

Eher nebenbei und wenig überrascht stellen sie fest, dass Hugo Gonzalez samt Gefährt spurlos verschwunden ist.

Im nahegelegenen San Miguel verschaffen sie sich ein Fahrzeug und erreichen nach strapaziöser (und wortkarger) Rückreise wieder das Expeditionslager in Teotihuacan, wo sie sich umgehend auf die Suche nach dem verräterischen Vorarbeiter Hugo Gonzalez machen.

 

Pater Romero und die Jaguarkrieger

Hugo Gonzalez hat nach seiner Rückkehr einfach wieder seine normale Arbeit aufgenommen.

Es gelingt den Abenteurern, den Schurken bei den Ausgrabungen nahe der Mondpyramide aufzuspüren, wo er nun für den deutschen Archäologen Reinerth tätig ist.

Beim Anblick der Totgeglaubten gerät Gonzalez in Panik und versucht in den Busch zu fliehen, wird aber von Robert eingeholt und überwältigt.

Der Vorarbeiter wird dem Polizisten dos Santos vorgeführt und gibt nach nur geringem Druck alle Informationen preis:

Ein Pater Romero, im Auftrag des Herrn oder hier im speziellen des Vatikans unterwegs, hat Kontakt zu Gonzalez aufgenommen und bezahlt ihn dafür, sozusagen dessen Augen und Ohren in Teotihuacan zu sein, und bald insbesonders auf Dr. Meckelbrodt zu achten.

Nachdem der Pater vermuten muss, der jüdische Linguist habe wichtige Entdeckungen gemacht, beauftragt dieser Hugo Gonzalez mit dem Diebstahl von Meckelbrodts Aufzeichnungen. Da er diese aber immer bei sich trägt, nehmen die Ereignisse den bereits bekannten tragischen Verlauf.

Hugo Gonzalez hat den Vatikanpriester stets im Hotel San Juan in Ciudad de Mexico getroffen, in dem er höchstwahrscheinlich auch wohnt.

Während Sgt. dos Santos seinen Vorgesetzten informiert, fahren Milicent und die Männer umgehend in die Hauptstadt, da sie der Polizei unbedingt zuvorkommen möchten. Im Hotel bekommen sie bald heraus, dass Pater Romero in einer großzügigen Suite in der obersten Etage logiert und diese so gut wie nie verlässt. Milicent und Desmond begeben sich nach oben, während William und Robert die Ein- und Ausgänge im Blick behalten.

Schon im Flur vor der Tür zu Suite hört Milicent, wie eine aufgebrachte Männerstimme auf wechselhafte Weise ein fremdartiges Wort intoniert - ein Wort, dass sie aus dem Gespräch mit Meckelbrodt im Lager wiedererkennt und dass er aus der vermuteten "Ursprache" rekonstruiert zu haben glaubt. Sie unterbricht das - ihrer Meinung nach fehlerhafte - Treiben des Mannes durch Anklopfen.

Es gelingt ihnen, eingelassen zu werden und mit dem alten Mann ins Gespräch zu kommen - schon bald kommt Milicent allerdings der alsbald bestätigte Verdacht, dass es sich beim den angeblichen Pater Romero um niemand anderen handelt als den exzentrischen Rabbi Shlomo ben Zahavi, einen Kollegen und zeitweiligen Mitstreiter Meckelbrodts und ihres Vaters.

Als sich das Nahen der Polizei geräuschvoll ankündigt, ist allen bereits klar, dass man die Angelegenheit unter sich regeln möchte - vor allem möchte Milicent in den Besitz von Meckelbrodts Aufzeichnungen kommen. Also helfen sie dem alten Übeltäter bei der Flucht. Während dieser eilig und routiniert ein paar Habseligkeiten packt, erprobt Milicent ihr linguistisches Gedächtnis und spricht ihre Variante des Urwortes.

Ein klar vernehmliches Klicken irgendwo im Raum zeigt ihr die überraschende Wirkung des Wortes an, die bereits im Hotel vorrückende Polizei verhindert aber genauere Nachforschungen.

Über die Personaltreppe gelangen Shlomo, Desmond und Milicent unbehelligt nach draussen und suchen zusammen mit Robert und William eilig das Weite. Sie helfen Shlomo, in einer unauffälligen Pension am Stadtrand unterzutauchen, müssen dann aber baldmöglichst nach Teotihuacan zurückkehren, um gegenüber der Obrigkeit keinen Argwohn zu erwecken.

Es gelingt Milicent nicht, den durchtriebenen Alten zur Herausgabe von Meckelbrodts Schriften zu bewegen. Sie nimmt sich vor, so bald wie möglich wiederzukommen, bevor sich die Spur des Rabbis verliert.

Wie die weiteren Ereignisse zeigen , wird sie dazu allerdings keine Gelegenheit bekommen.

 

In Teotihuacan gehen sie nun verstärkt den Spuren von Milicents Vater nach und versuchen, anhand der Tagebuchaufzeichnungen von Courtney Smythe-Beauregard und Erkundigungen im Lager, einen Ansatzpunkt zu finden.

Dabei konzentrieren sie sich auf den Tempel der Gefiederten Schlange Quetzalcoatl, den Dr. Smythe-Beauregard ja für ein sehr viel älteres Bauwerk aus der Hand des sogenannten Gründervolkes hielt.

Während Milicent sich auf dem Gebäude umschaut, beschleicht Robert das Gefühl beobachtet zu werden. Tatsächlich kann er eine Gestalt ausmachen und sogar fotographisch festhalten, die sich im Unterholz verbirgt. Das entwickelte Foto zeigt den Vorarbeiter Carlos Salcedo.

In der Nacht schreckt Robert auf und stellt einen Einheimischen, der gerade dabei ist, die Wand zu Milicents Zelt aufzuschneiden. Er überwältigt diesen nach kurzem Kampf und überlässt ihn schliesslich Sgt dos Santos. Der Eingeborene ist wie ein Krieger des alten aztekischen Jaguarordens gekleidet und mit einer Obsidianklinge bewaffnet - er klagt die Europäer an, die heiligen Stätten zu entweihen.

Es liegt nahe, dass die vorherige Beobachtung durch Carlos Salcedo in Zusammenhang zu der nächtlichen Aktion steht.

Der Tempel der Gefiederten Schlange / Lady Milicent spricht ein Machtwort

Nun ist endlich Gelegenheit, sich ausführlich mit den letzten Tagen Courtney Smythe-Beauregards zu befassen - und herauszubekommen, was diesen genau am Tempelbau interessiert hat.

Milicent schließt für sich selbst auch mit Spekulationen ab, der Tod ihres Vaters könne absichtlich herbeigeführt worden sein. Alle Fakten sprechen dafür, dass der Archäologe den Strapazen des Klimas und seiner Forschungen, im Zusammenspiel mit einer schweren fiebrigen Erkrankung, erlegen ist.

Von Fernando Montes, einem weiteren Vorarbeiter im Lager, der 1930 für Courtney gearbeitet hat, erfahren sie, dass der Forscher damals nach einem Flaschenzug und viel Seilmaterial verlangt hat. Montes ist sich sicher, dass der Brite den Brunnenschacht auf dem Tempelvorplatz erkunden wollte, durch seinen sich rasch verschlechternden Gesundheitszustand nicht mehr dazu in der Lage war.

Die Abenteurer lassen durch Montes und seine Leute einen ebensolchen Flaschenzug aufstellen und wagen den Abstieg in den Schacht.

In etwa 20 Meter Tiefe entdecken sie tatsächlich einen horizontal abzweigenden, aus dem Fels gemeißelten Gang, der sich schließlich bis unter die Pyramide erstreckt - dieser letzte Teil unterhalb des Bauwerks liegt durch einen Absatz deutlich höhenversetzt, ist aber problemlos passierbar.

Besonders beeindruckend ist die mit Pyritputz versehene Decke, die selbst im Licht der Taschenlampen funkelt wie der Sternenhimmel.

Der Gang endet an einer T-förmigen Kreuzung, deren Enden jeweils in Sackgassen auslaufen. An den Kreuzungspunkten der Gänge blicken vier rätselhafte Statuen, nach hinten geneigt, auf einen Punkt zur Decke empor.

Untersuchungen der Wände und Statuen bleiben ohne Ergebnis, obwohl Milicent sicher ist, dass es hier verborgene Geheimnisse geben muss.

Eine schwere Erschütterung und ein dumpfes Grollen lässt die Forschenden aufschrecken, umso mehr, als darauf aus Richtung des Brunnenschachtes das Rauschen einströmenden Wassers zu hören ist. Sie können sich zwar zunächst etwas beruhigen, da der Wasserspiegel  nicht über den Absatz hinaus steigt - es wird ihnen aber zugleich klar, dass der Gang damit völlig unter Wasser steht und ein Rückweg unmöglich geworden ist.

Da sie nun keinen anderen Ausweg sieht, handelt Milicent wieder einmal impulsiv und deklamiert in der Mitte der Kreuzung ihr memoriertes Machtwort und hofft, auf diese Weise eine Öffnung hervorzubringen.

Zunächst einmal verlieren aber alle nur das Bewusstsein...

 

Der Turm von Babel? 

Die Abenteurer kommen nach und nach wieder zu sich - vom Gang und der Kreuzung unter der Quetzalcoatl-Pyramide keine Spur mehr.

Sie befinden sich in einer weitläufigen Höhle bzw. den Überresten eines uralten Bauwerks. Die Wände sind größtenteils eingesackt, teilweise finden sich noch Spuren blauglasierter Fliesen. Aus der Decke ragen Überreste längst abgestorbenen Wurzelwerks.

Der Boden ist mit scharfkantigem Schotter bedeckt, unter welchem die Forscher unter Aufwirbeln erstickender Mengen Staub eine Plattform aus glasierten Ziegeln freilegen, die unzweifelhaft mit Überresten von getrocknetem Blut aus zahllosen Zeremonien bedeckt ist.

Da es weder Öffnungen in der Decke gibt noch die Abenteurer Spuren eines Sturzes aufweisen, bleibt ihnen völlig unerklärlich, wie sie an diesen Ort gelangt sind.

Zwei gegenüberliegende Torbögen führen aus dem Gewölbe hinaus - da einer der dahinterliegenden Gänge bereits nach wenigen Schritten verschüttet ist, fällt die Wahl des weiteren Weges leicht.

Milicent fällt auf, dass der Gang aus uralten, bereits sehr brüchigen Lehmziegeln gemauert worden ist. Solche Materialien sind im mesoamerikanischen Mexiko niemals für die Tempelbauten verwendet worden, aber sehr wohl im Alten Orient. Die Verwirrung nimmt zu, gleichwohl ist Milicent aufgrund des Alters der Bausubstanz überzeugt, sich auf dem richtigen Weg zu befinden.

Der Gang führt um einige Ecken in einen weiteren Raum, der teilweise eingebrochen ist. Die Flamme von Roberts Sturmfeuerzeug lässt irgendwo eine Öffnung vermuten - er erklettert vorsichtig den Haufen Erde und Geröll, der den größten Teil des Raumes ausfüllt und kann bald mit Zerren und Schieben einen schmalen Durchgang schaffen, durch den grelles Tageslicht ins Innere fällt.

Es gelingt den Männern, die Öffnung soweit zu erweitern, dass man sich hindurchzwängen kann.

Robert kriecht hindurch und findet sich zu seiner grenzenlosen Verblüffung auf einem felsigen Hügel inmitten einer wüstenartigen Landschaft wieder. Das Klima ist heiß und trocken und entbehrt völlig der tropischen Feuchtigkeit Mexikos.

Sprachlos und grenzenlos verwirrt versammeln sich die Reisenden auf der Hügelkuppe und versuchen, einen Sinn in die Ereignisse zu bekommen.

Unter ihnen erstreckt sich ein weitläufiges Ruinenareal, in dem Milicent ohne besondere Schwierigkeiten das alte Babylon erkennt, im heutigen Irak. Und schon naht auch die erste Begegnung... (Abenteuer 4)

Kleiner akademischer Epilog:

Milicent hat unterdessen bereits erste Theorien erwogen, ob sie nicht tatsächlich den legendären Turm von Babel gefunden haben - und wie dieser beschaffen wäre. In ersten Überlegungen spekuliert sie, ob der Turm eben nicht emporgeragt ist, um den Himmel zu erreichen, sondern sich im Gegenteil ins Erdinnere erstreckt hat. Das moderne Wissen über die Beschaffenheit des Erdkerns wie auch der Durchmesser der Erdkugel lassen natürlich nicht den Schluss zu, ein solches Bauwerk könne auf die andere Seite der Welt hinüberreichen.

Ihre bisherigen Erlebnisse lassen Milicent aber sehr wohl über ein Portal nachdenken - und noch später, dann bereits in Babylon, ob sie hier nicht auf ein Transportsystem der mystischen Ersten Zivilisation gestoßen sind. Der Gedanke lässt sie nicht los, dass es dann durchaus noch andere davon geben könnte.

In gewissem Sinne könnten also alle drei Forscher recht gehabt haben:

Courtney Smythe-Beauregard hat zwar wohl nicht DEN Turm gefunden, aber Zeugnisse von Bauten, die weiter zurückreichen als jede bislang bekannte Zivilisation. Meckelbrodts Suche nach den spirituellen Wurzeln des Mythos und der legendären Ursprache führen ebenfalls zurück in die Welt dieser fernen und unbekannten Kultur - und das durchaus wirkungsvolle Wort der Macht beweist, dass selbst der instabile Geist Shlomos auf einen realen Kern gestoßen ist.

Es liegt nun an Milicent, all diese Erkenntnisse zu einer glorreichen Synthese zu führen...