Abenteuer 10: 

Shangri-La

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Handlung

Nach der Rückkehr aus Italien bleiben unsere Reisenden erst einmal sich selbst überlassen und gehen ihren eigenen Neigungen nach.

Desmond kultiviert den Ruf, den er in gewissen okkulten Kreisen mittlerweile genießt und nimmt bereitwillig Einladungen zu allerlei obskuren Sitzungen und Soireen ein. Immerhin lässt er sich nicht zu Manifestationen des Seth hinreissen und beginnt auch nicht mit dem Aufbau eines eigenen Kultes, mit ihm selbst als Hohepriester, wie Milicent noch befürchtet hatte.

Milicent selbst hat endlich mehr Zeit, sich in Edbrook Hall ihren atlantologischen Studien zu widmen und in den Reisen gewonnene Erkenntnisse systematisch niederzulegen.

William schließlich verbringt seine Tage hauptsächlich in Kew Gardens und setzt dort lange vernachlässigte botanische Forschungen fort.

Erst nach einiger Zeit flattert ihnen eine neuerliche Einladung ins British Museum ins Haus.

Auf nach Indien

Nachdem alle dort eingetroffen sind, werden sie von Sir Winston persönlich über einen neuen Auftrag informiert.

Der britische Nachrichtendienst hat Kenntnis von einer Expedition erhalten, die sich im italienischen Genua eingeschifft und das ebenso ferne wie geheimnisvolle Tibet zum Ziel hat. Die Leitung liegt beim Zoologen Ernst Schäfer, der bereits zuvor an Forschungsreisen ins Himalaya-Gebirge teilgenommen hat.

Churchills Interesse wird geweckt, da diese Expedition die erste ist, die ausschließlich von Deutschland aus geplant und offiziell im Namen des Ahnenerbes durchgeführt wird - wie immer, gilt es Ziele und Motive der Beteiligten zu ergründen.

Da die Deutschen schon bald in Calcutta eintreffen werden, müssen unsere Abenteurer so schnell wie möglich nachreisen. Eine Schiffspassage scheidet somit aus, zu Williams Unwillen bleibt nur eine Abfolge von Flügen, um einigermassen gleichzeitig vor Ort sein zu können. Dabei kann nur leichtes Gepäck mitgenommen werden, weitere eventuell erforderliche Ausrüstung muss dann in Indien organisiert werden.

Die britischen Behörden werden instruiert, den Aufbruch der deutschen Expedition nötigenfalls zu verzögern und den Anschluss der Briten an die Reisegruppe zur Bedingung für die Weiterreise zu machen.

Nach der Ankunft in Calcutta bleibt kaum Zeit, sich in der Unterkunft einzurichten - die Reisenden werden zur Audienz beim Vizekönig höchstpersönlich geladen, dem höchst ehrenwerten Sir Victor Alexander John Hope, Lord Linlithgow. Sollten Milicents ja eher theoretische und nie praktisch erprobten Kenntnisse im Verkehr in höchsten Kreisen am Ziel vorbeigehen, lässt der distinguierte Aristokrat sich das nicht anmerken. In wohlgesetzten Worten lässt er sein Unbehagen deutlich werden, eine ausländische Delegation mit ungeklärten Absichten durch Indien spazieren zu lassen und begrüßt daher ausdrücklich die Entsendung der Gruppe aus London.

Er nutzt auch die Gelegenheit, um in aller gebotenen Kürze über die Lage zu informieren. Tibet liegt sehr isoliert im Hochland des Himalaya und schottet sich streng gegenüber der Außenwelt ab - Ausländern ist die Einreise generell verboten, nur in Ausnahmefällen wird (nach in der Regel langwierigen Verhandlungen) eine befristete Ausnahme gewährt. So darf mit Hugh Richardson auch ein britischer Beamter in der Hauptstadt Lhasa leben und als eine Art inoffizieller Konsul des Empire fungieren. Richardson wäre ein unschätzbarer Ansprechpartner, sollte die Expedition tatsächlich ins Land gelangen können.

Offizielle Kontakte zu Tibet sind momentan kaum möglich - der Dalai Lama, das geistliche wie weltliche Oberhaupt des Landes, ist kürzlioch verstorben, und die Priesterschaft befindet sich auf der langwierigen Suche nach seiner Reinkarnation und Nachfolger.

Daher sieht sich selbst der Vizekönig ausserstande, eine Einreisegenehmigung zu bekommen. Dies gilt erst recht für die Deutschen, man ist sich aber sicher, dass der erfahrene Forscher Schäfer sich davon nicht beirren lassen wird und so oder so nach Tibet gelangen möchte. Um so wichtiger, in der Nähe der Ahnenerbler zu bleiben.

Schließlich spricht Lord Linlithgow noch eine Einladung aus: Am folgenden Tag soll zu Ehren der deutschen Gäste (so verlangt es das Protokoll) eine Tigerjagd stattfinden. Die britischen Neuankömmlinge sollen auch teilnehmen und dabei erste persönliche Kontakte knüpfen.

 

Tigerjagd mit Hindernissen

Sehr  früh, im Morgengrauen des nächsten Tages, geht es auf zur Jagd in den sumpfigen Mangrovenwäldern ausserhalb der Stadt.

Milicent, die das hiesige Klima bereits bei der Ankunft herausfordernd empfunden hat, leidet bereits jetzt unter der schwülen Hitze - ihr graut vor der Aussicht, bald auf einem Elefanten durch das Dickicht zu schaukeln.

Die illustre Jagdgesellschaft verteilt sich auf zwei der imposanten Tiere und nimmt Platz in großen, geflochtenen Körben auf dem Rücken der Elefanten.

Milicent und William teilen sich den Korb mit dem Vizekönig und Expeditionsleiter Schäfer, während Desmond sich auf dem anderen Elefanten in Gesellschaft von Sir Aubrey Metcalfe (Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten), dem deutschen Photographen Krause und Chandra Bose, Bürgermeister von Calcutta wiederfindet.

Milicent und Desmond haben noch nie ein Gewehr in der Hand gehabt und verspüren dazu auch keine Neigung, folglich greift William als einziger der drei Abenteurer zur Flinte.

Während die Dickhäuter gelassen durch die Vegetation pflügen und die Scharen der Treiber lärmend ihrer Aufgabe nachgehen, kommt man allerhalben ins Gespräch. Ernst Schäfer stellt sich als überraschend jung und überraschend sympathisch heraus und hat so gar nichts von der eisigen Ausstrahlung der bislang angetroffenen SS-Offiziere. Man spricht über die diplomatischen Hindernisse und die physischen Herausforderungen der Reise und wird sich grundsätzlich bald einig, die Expedition zusammen anzutreten - auch wenn Schäfer skeptisch ist, dass die zierliche Milicent den Strapazen gewachsen sein wird.

Der Inder Bose informiert Desmond über die Existenz etlicher im Exil lebender Tibeter, die eventuell noch Kontakte in die abgeschottete Heimat herstellen können; so gibt es beispielsweise die sogenannten Rugby Boys, vier Mönche, die seinerzeit eigens vom Dalai Lama zum Studium nach England entsandt worden sind. Konkrete Aufenthaltsorte dieser Personen werden allerdings nicht genannt und diese Spur bleibt ungenutzt.

Die Plaudereien finden ein abruptes Ende, als der Jagdgesellschaft tatsächlich zwei Tiger vor die Visiere kommen. Während Ernst Schäfer eine der Raubkatzen mit sicherem Schuss erlegt, löst William um ein Haar einen dramatischen Unfall aus. Beim Versuch, sich in eine günstige Schussposition zu bringen, verliert er den Halt und fällt beinahe aus dem wackligen Korb - Milicent umklammert geistesgegenwärtig seine Beine und bildet dadurch ein ausreichendes Gegengewicht. Als Belohnung trifft sie einer von Williams Stiefeln am Kopf und lässt sie kurzfristig Sterne sehen. Williams nun herrenloses Gewehr prallt auf den Boden, wobei sich der Schuss löst und Desmond im anderen Korb nur knapp verfehlt - insgesamt leider ein sehr unglücklicher Eindruck gegenüber den Deutschen.

 

Zum Dach der Welt

In den folgenden Tagen lernen die Abenteurer auch die übrigen Teilnehmer der deutschen Reisegesellschaft kennen. Expeditionsleiter Schäfer ist hauptberuflich Zoologe, Ernst Krause, der vor allem die photographische Dokumentation übernehmen soll, ist zusätzlich bewandert in Entomologie. Krause ist übrigens deutlich älter als seine Kameraden, die wohl nicht zuletzt aufgrund ihrer körperlichen Fitness ausgewählt worden sind.

Weiterhin sind der Geophysiker Karl Wienert und der Anthropologe (oder Rassenkundler, wie das moderne Deutschland sagt) Bruno Beger, beides noch junge Wissenschaftler am Beginn ihrer Karrieren, mit von der Partie. Ebenfalls noch recht jung ist Edmund Geer, der kein Wissenschaftler ist, sondern als Technischer Leiter der Expedition fungiert.

 

Von l. nach r.: Karl Wienert, Ernst Schäfer, Bruno Beger, Ernst Krause und Edmund Geer

Alle sind skeptisch, ob die gebirgsunerfahrenen Briten, die offensichtlich auch nicht angemessen ausgerüstet sind, da mithalten können, insbesondere Milicent. Schäfer macht auch deutlich, dass es keine Rücksichtnahme geben wird und das Reisetempo nicht beeinträchtigt werden darf. Dass die Deutschen sich eigentlich nicht unbegleitet im Land aufhalten sollen, bekümmert Schäfer offenbar nicht groß.

Da eine Einreisegenehmigung für Tibet ja nun einmal nicht vorliegt, ist das Ziel der Reise zunächst einmal Sikkim, eine der nördlichsten indischen Provinzen im unmittelbaren Vorland des Himalaya. Schäfer hofft, auch hier bereits viele Proben zu sammeln und Beobachtungen durchzuführen - und natürlich, doch noch einen Weg in das isolierte Tibet zu finden.

Die Briten nutzen die Gelegenheit, sich noch mit der notwendigen Ausrüstung einzudecken - vor allem warmer Kleidung fürs Hochgebirge und entsprechend taugliche Zelte.

Da sowohl Träger als auch Lasttiere zur Verfügung stehen, ist die Reise nach Sikkim zwar anstrengend, aber durchaus zu bewältigen. Da nordwärts mit zunehmender Höhe das Klima deutlich angenehmer wird, hat auch Milicent keinerlei Schwierigkeiten.

Die Expedition schlägt im Grenzgebiet zwischen Sikkim und Tibet - nur eine gute Tagesreise von der Grenze entfernt - eine Art Basislager auf und die deutschen Wissenschaftler beginnen mit ihrer Arbeit. Die Briten beobachten sie argwöhnisch und begleiten sie, wann immer möglich, können aber keine verdächtigen oder geheimen Absichten erkennen. Milicent findet zwar einige der Methoden Begers befremdlich, der beispielsweise die Kopfformen der Einheimischen vermisst, kann aber in dessen Verhalten gegenüber den Bewohnern nichts Verwerfliches erkennen. William und Karl Wienert teilen die Begeisterung für Botanik und suchen gemeinsam nach interessanten und unbekannten Spezies.

Es gibt nicht einmal Hinweise darauf, dass Schäfer und seine Kameraden bereits den illegalen Grenzübertritt planen.

Das Tor nach Tibet wird geöffnet

Einige Tage später kommt ein einsamer Wanderer des Weges, ein Mönch im traditionellen Gewand und nahezu kurzgeschorenem Haupt.

Dieser stellt sich als Möndro vor und spricht tadelloses Englisch - wie er später erzählt, wurde er vom Abt seines Klosters nach Indien entsandt, um die Sitten und Gebräuche der Europäer kennenzulernen und seine eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Nach zehn Jahren in der Fremde kehrt er nun endlich heim nach Tibet.

Möndro zeigt sich aufgeschlossen und spricht sehr offen mit den Europäern - so lässt er keine Zweifel, dass die Tibeter sich selbst genügen und keinerlei Interessen ausserhalb ihrer Grenzen verfolgen. Daher ist Fremden der Zutritt weiterhin versperrt, um Tibet und die Lebensweise der Bewohner zu schützen - nötigenfalls werden Eindringlinge streng bestraft. Seine Ruhe und offenkundiges inneres Gleichgewicht beeindrucken.

Am nächsten Tag wandert der Mönch weiter hinauf in die Berge, aber es wird nicht die letzte Begegnung sein. Einige Tage später kommt Möndro aus der umgekehrten Richtung wieder zurück ins Lager und verbringt dort mehrere Nächte. Er gibt offen zu, dass sein Abt ihn zurückgesandt hat, anscheinend soll er die verdächtig nah an die Grenze herangerückten Europäer im Auge behalten. In langen intensiven Gesprächen vermittelt er ihnen die Grundlagen der buddhistischen Lehre, wie sie in Tibet seit Jahrtausenden praktiziert und empfunden werden. Umgekehrt bemühen sich die Deutschen, dem Mönch das Ziel ihrer Expedition zu erläutern - Schäfer und insbesondere Beger erklären die Überzeugung der Rassenlehrenforschung des Ahnenerbes, die Indoeuropäer (und ganz besonders die Deutschen als deren alles überragende Vertreter) und die Tibeter hätten gemeinsame Vorfahren. Als Argumente führt Beger unter anderem gemeinsame Symbolik an, wie die Swastika oder Hakenkreuz (ein uraltes Sonnensymbol) oder die erstaunliche Tatsache, dass hier im Himalaya gar nicht selten blondhaarige Menschen anzutreffen sind.

Möndrö entgegnet zwar, dass ja schliesslich alle Menschen gemeinsamen Ursprungs seien, hört den Ausführungen der Deutschen aber ansonsten nur höflich und aufmerksam zu. Schliesslich verabschiedet er sich und geht nach Tibet zurück.

Wiederum einige Tage später steigt Möndro ein weiteres Mal zu ihnen hinunter und darf mit aufrichtiger Freude eine offizielle Einladung an die Expedition aussprechen, die Grenze zu überschreiten und die Hauptstadt Lhasa zu besuchen. Der Aufenthalt (welcher auf knappe zwei Wochen beschränkt ist) wird allerdings an einige Auflagen geknüpft - so dürfen die Gäste keinem Lebewesen Leid zufügen, sei es in körperlicher oder seelischer Form, und nur mit ausgewählten Personen frei sprechen dürfen. Nur Beobachtung aus der Distanz ist erlaubt, insbesondere dürfen sie nicht missionarisch tätig werden oder jedwede europäische Überzeugung vermitteln.

Dennoch ist die Freude bei der Reisegruppe natürlich groß, und früh am nächsten Tag macht man sich unverzüglich unter Möndros Führung auf den Weg ins geheimnisvolle Tibet.

 

Erleuchtungen in Lhasa

Der Weg in die legendäre "Heilige Stadt" Tibets bleibt beschwerlich - immerhin liegt der Pass in über 5000 Meter Höhe, den es zu überwinden gilt, um die Transhimalaya-Hochebene zu erreichen. Das Gelände ist karg und felsig, in Gewässernähe gibt es auch Weideflächen.

Überragt wird das Panorama von den gewaltigen, schnee- und eisbedeckten Gipfeln des Himalaya - den höchsten der Welt, die auch mitverantwortlich sind für die schon merklich kalte Luft auf der Hochebene.

Schon von weitem lässt sich schließlich der imposante Potala-Palast ausmachen, die Residenz des Dalai Lama auf dem sogenannten "Roten Berg" über der Stadt. Es gibt viele solcher schroffer Berge und Felsspitzen, und auf praktisch jeder thronen Klosteranlagen oder Festungen (häufig gar nicht einfach zu unterscheiden). Abgesehen vom Palast und den ausgedehnten Tempelanlagen besteht Lhasa aber vorwiegend aus einfachen Ziegel- oder Lehmbauten, in der Regel nur einstöckig.

Die Europäer richten sich in ihren zugewiesenen Unterkünften ein und treffen sich baldmöglichst mit Hugh Richardson, dem britischen Repräsentanten in Tibet - einem der wenigen Ausländer, die sich dauerhaft im Land aufhalten können.

In den folgenden Tagen durchstreifen sie die Stadt und führen - mehr oder weniger offen - ihre wissenschaftliche Arbeit fort. Vor allem der Anthropologe Beger rückt den Einheimischen zuweilen zu nah auf den Pelz und löst damit Irritationen aus. Milicent versucht, Grundzüge des Tibetischen zu erfassen, da sie mit dieser Sprachfamilie noch völlig unvertraut ist. Da sich aber eigentlich keine Gelegenheit zu persönlichen Begegnungen oder richtigen Gesprächen bietet, bleibt das Stückwerk. Zwar werden die Europäer mit einigen tibetischen Würdenträgern und Politikern bekannt gemacht - neben dem Fürstminister Yabshi Phünkang gibt es längere Treffen mit dem erfahrenen Dzasa Tsarong (einem langjährigen Regierungsmitglied, der aufrichtiges Interesse am Ausland hegt) und dem eher konservativen und religiösen Politiker Tashi Wangchug - aber all diese Kontakte werden in überraschend gutem Englisch abgewickelt.

An einem späteren Tag lässt Tashi Desmond zu sich bitten und empfängt ihn zu einem privaten Gespräch. Der Tibeter erklärt dem verdutzten Desmond, er spüre, in dem Europäer einen "Auserwählten" vor sich zu haben. Desmond überlegt, ob dies mit der verborgenen Präsenz Seths zu tun hat, kann der Einschätzung mit seinem Selbstbewusstsein ansonsten aber nur zustimmen. Tashi bietet Desmond eine Wallfahrt nach Shangri-La, am "Himmel der Welt", wo seine Seele finden könne, was sie suche. Die Pilgerreise hinauf ins Gebirge solle genau sieben Tage dauern, und die übrigen Teilnehmer der Expedition dürften entsprechend länger in Lhasa bleiben, bis Desmond zurückgekehrt sei. Dieser zeigt sich durchaus neugierig und interessiert (und wohl auch geschemichelt) und nimmt die Einladung an.

Im Expeditionslager erregt die Nachricht natürlich großes Aufsehen, noch unerwarteter wird die Geschichte, als der Photograph Ernst Krause ebenfalls eine Einladung erhält und zu den Auserwählten gezählt wird. Milicent und William sprechen daraufhin ebenso vor und werden auch von Tashi empfangen, der Tibeter hält die beiden aber offenbar nicht für weiter bemerkenswert und zeigt sich von den Argumenten der Briten, warum auch sie nach Shangri-La gelangen sollten, nicht überzeugt. Milicent kann nur schwer damit leben, dass ausgerechnet der leichtfertige Desmond ihr hier vorgezogen wird - selbstverständlich möchte sie das mysteriöse Shangri-La mit eigenen Augen sehen. Ihr ist nur bekannt, dass es sich um ein Hochtal handeln soll, in dem die Bewohner in vollkommener Harmonie und Frieden leben sollen - so hat es zumindest der britische Schriftsteller James Hilton in seinem Roman Lost Horizon beschrieben, dem angeblich ein authentischer Reisebericht zugrunde liegen soll.

Immerhin erfährt sie im vertraulichen Gespräch mit Ernst Schäfer, dass auch die Deutschen (die ebenfalls keinen weiteren "Auserwählten" in ihren Reihen haben) das nicht einfach so hinnehmen und den Pilgern heimlich folgen wollen. Schäfer hält allerdings nichts von der Begleitung durch die Briten, denen er entsprechende Fähigkeiten abspricht.

Milicent und William überlegen, ob sie das Wagnis eingehen sollen, der Gruppe zu folgen - beide haben keine Erfahrung, sich in diesem Gelände zu bewegen, sie wissen nicht, wie sie Nahrung für so viele Tage mit sich führen oder erlangen können, und ob Milicents Kräfte dem Unterfangen überhaupt gewachsen sind. Eine glückliche Wendung ergibt sich, als sie erfahren, dass Möndro der Führer auf dieser Wallfahrt sein soll. Sie sprechen mit dem Mönch, der überhaupt nichts dagegen hat, die beiden Briten mit auf die Reise zu nehmen. Er versteht nur den Wunsch selbst nicht - da sie ja nun nicht auserwählt sind, macht es für Möndro keinen Sinn, den Weg überhaupt auf sich zu nehmen, da Shangri-La ihnen verschlossen bleiben wird. Milicent und William sehen das natürlich anders.

Desmond führt noch ein inneres Zwiegespräch mit Seth, der in Ernst Krause eine bedeutsame Präsenz spürt und warnt.

 

Wallfahrt im Hochgebirge - Den Yeti gibt es wirklich!

So bald wie möglich brechen die beiden Pilger mit ihrem Führer sowie den geduldeten Begleitern auf - die Deutschen haben sich entschlossen, weiter im Hintergrund zu bleiben, und so folgen Ernst Schäfer und Karl Wienert (die beide erfahrene und begeisterte Jäger sind) der Gruppe in größerem Abstand.

Möndro legt ein enormes Tempo vor und führt seine Schützlinge bis zum Abend bis ins Vorland der Gebirgshänge. Die Europäer sind vom Marsch über die Hochebene erschöpft, aber Miicent ist auch stolz, dass sie so gut mitgehalten hat.

In den folgenden beiden Tagen mühen sich die Europäer über steile, felsige Pfade immer weiter hinauf in die Berge. Am abendlichen Lagerfeuer versucht Milicent aus Krause herauszubekommen, was dieser in Shangri-La zu finden hofft - vielleicht auch eine Gelegenheit, das vermutete eigentliche Ziel der deutschen Expedition zu finden? Bislang haben die Ahnenerbler sich ja enttäuschend normal verhalten und genau das getan, wofür sie angeblich angereist sind. Tatsächlich ist Milicent überrascht und horcht auf, als Krause von einer Atlantischen Kolonie spricht, deren Existenz er auf dieser Reise beweisen möchte. Milicent erzählt, dass sie sich als Historikerin auch bereits intensiv mit dem Atlantis-Mythos beschäftigt hat und glaubt, dass es eine untergegangene Alte Zivilisation wirklich gegeben hat. Auch wenn sie diese ganz woanders vermutet, so will sie aber nicht ausschließen, selbst hier im Himalaya Spuren finden zu können - schließlich haben sich solche ja bereits in Mittelamerika und dem Vorderen Orient aufgefunden. Auf jeden Fall scheint Krause eine eigene Agenda zu verfolgen, die den eher nüchternen Expeditionsleiter Schäfer nicht weiter interessiert oder von der er vielleicht auch gar nichts weiß.

Am dritten Tag sichten die Briten mehrfach eine Gestalt auf den Höhen über ihnen, die sie offenbar beobachtet. Trotz der großen Entfernung wird klar, dass diese für einen Menschen eigentlich viel zu groß ist - natürlich müssen die Europäer sofort an den legendären Yeti denken bzw. eine Kreatur, die vielleicht Grundlage der Legende ist. Möndro bestätigt das noch, indem er angibt, an die Existenz des Yeti zu glauben, den er als "Hüter der Berge" bezeichnet. Gesehen hat er ihn aber noch nie, geschweige denn eine Begegnung mit ihm gehabt..

Desmond versucht, durch Seth weitere Erkenntnisse über die Gestalt zu erlangen und überlässt dazu seinem Mitbewohner das rechte Auge - da dieses aber dadurch intensiv rot leuchtet, lassen ihn seine Gefährten das Experiment rasch abbrechen. Immerhin scheinen Möndro und Krause nichts davon bemerkt zu haben.

Am folgenden Tag verliert sich der Pfad weiter bergauf in den Schneefeldern. Zwar zeigt Möndro weiterhin kein Zögern und ist sich offenbar sicher, wo der Weg weiter verläuft - das Fortkommen verlangsamt sich aber deutlich und wird noch beschwerlicher in Schnee und Eis.

Auf einem Höhenrücken weit über der Gruppe sichtet Desmond erneut den Yeti - diesmal näher und gut zu erkennen, und so ist sich Desmond sicher, tatsächlich ein solches Wesen vor sich zu haben. Die Kreatur ist deutlich größer als ein Mensch, sehr muskulös mit riesigen Händen, und mit rötlichem Fell bedeckt, das sich an den Schultern weiß verfärbt. Eine weitere Untersuchung muss ausbleiben, weil die Kreatur ein lautes Gebrüll ertönen lässt und dabei mit beiden Fäusten auf den Boden einschlägt - und dabei eine Lawine aus Geröll, Eis und Schnee auslöst, die den Hang hinabdonnert und die Reisegruppe zu verschlingen droht. Glücklicherweise gibt es mehrere große Felsen, hinter denen die Wallfahrer Deckung suchen können und so den Erdrutsch unbeschadet überstehen. Milicent fällt allerdings auf, dass der Felsbrocken, hinter dem Krause Schutz gesucht hat, eigentlich viel zu klein dafür ist und der Deutsche somit in die Lawine hätte geraten müssen - sie vermutet, in dem Photographen wieder einen Ahnenerbe-Magier vor sich zu haben und nimmt sich daher vor, ihn noch mehr im Auge zu  behalten. Allerdings setzen ihr die Strapazen des Weges und die dünne Höhenluft so zu, dass sie dazu keine Gelegenheit mehr hat und nur mit großer Mühe die Höhle erreicht, die Möndro als nächtliche Unterkunft auserkoren hat.

Den weiteren Weg über die Schneefelder am nächsten Tag kann Milicent nur mit Williams Hilfe bewältigen, der sie schon fast mehr trägt als stützt. Desmond versucht, die Umgebung im Blick zu behalten, um vor weiteren Aktionen des Yeti gewarnt zu sein - dennoch wird die Gruppe überrumpelt, als die Bergkreatur in unmittelbarer Nähe aus dem Schnee bricht, Miicent mit bloßen Fäusten attackiert und schwer trifft.

Alsdann kracht ein Schuss, der Yeti wird in die Brust getroffen und zieht sich brüllend zurück - der Schütze war Ernst Schäfer, der mit Gefährte Wienert der Gruppe auf der Fährte geblieben ist und nun eingreifen und seine Tarnung aufgeben muss. Desmond, der in dem Wesen offenbar mehr sieht als eine Bedrohung, macht dem Deutschen Vorwürfe wegen des Schusses. Milicent sieht das verständlicherweise anders und dankt Schäfer ausdrücklich. Sie ist nun in derartig schlechter Verfassung, dass Desmond und William sie und ihr Gepäck bis zum nächsten Lager tragen müssen. William wendet dort seine medizinischen Kenntnisse an, aber die Mittel sind begrenzt und es bleibt fraglich, ob Milicent weiter durchhalten kann.

Ansporn gibt, dass am nächsten Tag ihr Ziel in Sicht kommt - hoch über ihnen auf dem Berggipfel erhebt sich eine mehrstöckige Pagode. Laut Möndro ist dies das sagenumwobene Shangri-La - Hiltons utopisches Hochtal ist also offenkundig ein reines Phantasie-Produkt. Wie allerdings ein solches Gebäude auf einem kaum zugänglichen Gipfel hoch im Gebirge errichtet werden konnte, ist unvorstellbar. Um den Gipfel zu erreichen, ist nun der Einsatz von Seilen und Klettergerät notwendig - man bildet eine Seilschaft, die es auch den nicht so klettergeübten Briten ermöglicht, die Höhe zu erreichen. Die erschöpfte Milcent muss auch hier mehr oder weniger gezogen und gehoben werden und ist einige Male nahe daran, die Besinnung zu verlieren.

Eine Felsspalte dient als letztes Nachtlager, es ist empfindlich kalt, noch verstärkt durch den eisigen Wind in der Höhe.

 

Shangri-La

Nach unruhiger Nacht begeben sich die Wallfahrer beim ersten Morgenlicht aus ihrer Zuflucht und treten das letzte Stück Weges an, über einen Berggrat hinauf zur Pagode.

Zunächst fällt es niemanden auf, aber in unmittelbarer Nähe des Geäudes ist die Luft deutlich milder und auch kein Wind spürbar.

Ansonsten sind keinerlei Lebenszeichen erkennbar. Einige Stufen führen hinauf zu einer -geschlossenen- doppelflügeligen Tür, Fenster gibt es nur in den oberen Geschossen der Pagode. Die umlaufenden Galerien scheinen aber mehr der Zierde zu dienen und zu schmal für Wandelgänge zu sein.

Möndro tritt beiseite und lässt damit erkennen, dass sene Aufgabe zunächst erfüllt ist. Die Tür öffnet sich, auf der Schwelle erscheint ein jüngerer Mann im Gewand eines Mönchs - die Kleidung sieht allerdings anders aus als bei den bislang gesehenen tibetanischen Mönchen. Weitere Personen sind nicht zu sehen, ein Blick ins dämmerige Innere dringt nicht weit.

Der Wächter von Shangri-La

Der fremde Mönch begrüßt die Reisenden höflich, aber unbewegt. Er bleibt in der Tür stehen und betrachtet die Neuankömmlinge eindringlich, bevor er Ernst Krause zu sich ruft. Er geleitet den Deutschen durch die Tür, die er dann hinter sich schließt und die Übrigen sich selbst überlässt. Geraume Zeit vergeht, bevor Krause wieder aus dem Gebäude tritt - er zeigt nur ein kurzes Lächeln und vermeidet dann bewusst die Nähe der Mitreisenden, geht einige Meter an der Seite der Pagode entlang, wo er sich an die Mauer lehnt und in die Ferne blickt.

Der Mönch richtet nun seinen Blick auf Desmond und bedeutet ihm mit einer Handbewegung, zu ihm zu kommen und einzutreten.

Das Innere der Pagode besteht aus einem einzigen, großen Raum - es gibt weder andere Türen, noch Fenster (wie von außen ja bereits erkennbar war) und auch keine Treppen in die oberen Geschosse des Gebäudes. Genau in der Mitte befindet sich auf einem Podest ein Ring aus Stein, etwa mannsgroß im Durchmesser - und durch den Ring hindurch lässt sich eine vollkommen andere Landschaft erkennen, mit grüner Vegetation und einem ganz anders erscheinenden Sonnenlicht. Die Luft innerhalb des Ringes flimmert leicht, wie bei großer Hitze, und wirkt wie eine Membran.

Nach den bisherigen Erlebnissen der Gruppe ist sich Desmond sicher, dass es sich hier um eine Art Portal handelt - aber wohin?

Der Mönch fragt Desmond, warum er gekommen ist und was er hier zu finden hofft. Da diesem das selber nicht wirklich klar ist, bleibt er eine angemessene Antwort schuldig. Als er nah an das Portal herangeht, tritt Seth in deutlich erkennbarer Gestalt quasi aus Desmond hervor und wendet sich dem Durchgang zu - der Mönch fragt Desmond, ob er die Trennung wünscht und zulassen möchte, was dieser nach kurzem Zögern bestätigt. Der altägyptische Gott (oder was auch immer es ist) durchschreitet das Portal und verschwindet auf der anderen Seite.

Der Mönch erklärt, dass dort eine gänzlich andere Welt liegt, kein Ort auf dieser Erde - als Desmond Atlantis erwähnt, behauptet der Mönch, was wir Atlantis nennen (oder was davon geblieben ist) und die Atlanter  befänden sich auch in jener anderen Welt, ebenso wie viele Wesenheiten, die von den Menschen einst als Götter bezeichnet wurden. Die Welt jenseits des Steinrings sei auch nicht die einzige ihrer Art, es gäbe noch andere Zugänge.

Desmond hat ja mittlerweile gelernt, derartige Offenbarungen recht gleichmütig hinzunehmen. Er weiss aber noch nicht so recht, wie er darüber denkt, Seth jetzt losgeworden zu sein - die spannende Angelegenheit hatte durchaus ihre Vorzüge. Andererseits muss er nun nicht mehr befürchten, von der fremden Entität übernommen zu werden, wenn er unvorsichtig ist. Da weiter nichts passiert, beendet der Mönch diese Begegnung und geleitet Desmond wieder nach draußen - nicht ohne ihn dringlich auf mögliche Konsequenzen des Umgangs mit seinem neugewonnenen Wissen hinzuweisen. Er entschliesst sich daher, über das Gesehene völlige Verschwiegenheit zu bewahren, selbst gegenüber seinen Gefährten.

Milicent hängt vor Neugier schon beinahe auf der Türschwelle - überraschenderweise lässt der Mönch auch sie eintreten und beobachtet unbewegt, wie diese das Innere der Pagode untersucht und natürlich vor allem Beschaffenheit und Oberfläche des Steinrings. Ein Portal ist bei ihr allerdings nicht zu sehen, sie kann ganz normal durch den Ring hindurchsehen oder - greifen. Der Stein trägt keinerlei Symbole oder gar Schriftzeichen - der Mönch fragt nun auch die sichtlich enttäuschte Milicent, was sie hier zu finden gehofft hat. Ihrer Besessenheit von alten Symbolen oder Zeichen, die wiederum weitere Erkenntnisse über die verschwundene Atlantische Zivilisation nach sich ziehen könnten, begegnet er mit Unverständnis - er möchte erfahren, warum Milicent das alles wissen will, ja was überhaupt der ständige Wunsch nach einem Mehr an Wissen für einen Sinn haben soll. Während Milicent versucht, ihm ihren Antrieb verständlich zu machen, wird ihr selber erst klar, wie ihre Überzeugung beschaffen ist - Wissen ist kein Selbstzweck oder egoistisches akademisches Vergnügen, sondern soll dem Wohl und dem Fortschritt der Menschheit dienen (bzw. ihrem Schutz, falls - wie in Nazideutschland - Wissen und Erfindungsgabe dazu missbraucht werden sollen, andere zu unterdrücken, zu kontrollieren oder gar zu töten). Milicent glaubt aufrichtig, dass man aus der Vergangenheit lernen kann (und sollte), um die Zukunft besser zu gestalten - und sie dafür irgendwann die geliebte Studierstube hinter sich lassen und aktiv werden muss.

Sie fühlt sich tatsächlich, als sei sie hier zu einer tieferen Erkenntnis über sich selbst gelangt. Auch der Mönch scheint das zu spüren und stellt keine weiteren Fragen - er übergibt Milicent sogar eine Schriftrolle, um sie auf ihrem Lebensweg zu unterstützen (wie sie später begeistert feststellt, ist diese gänzlich in den Schriftzeichen geschrieben, die sie für Atlantisch hält - und noch nicht lesen kann, aber das soll sich unbedingt ändern). Danach wird auch sie wieder hinausgeleitet. Der Mönch verabschiedet sich knapp und zieht sich ins Innere der Pagode zurück.

Als die Reisegruppe sich zum Aufbruch rüstet, stellt man fest, dass Ernst Krause fehlt - niemand hat ihn bereits losgehen sehen und er ist auch nicht auf dem höchst überschaubaren Berggipfel bzw. um die Pagode herum zu entdecken. Milicent muss natürlich direkt wieder an die Lawine denken, die Krause eigentlich hätte mit sich reißen müssen, und an die Erlebnisse mit den nordischen Gottheiten. Das Wesen, welches als Ernst Krause mit ihnen unterwegs war, ist offenbar mehr als nur ein Ahnenerbe-Magier. Da "Krause" verschwunden bleibt, aus welchen Gründen und wohin auch immer, und die Zeit drängt, macht sich die Gruppe auf den Rückweg. Schäfer und Wienert bleiben allerdings zurück, um noch einmal gründlicher zu suchen - ihre Verwunderung über den Vorfall wirkt echt.

Der Rückweg nach Lhasa unter Möndros bewährter Führung verläuft ereignislos, wenn auch anstrengend. Auch der Yeti lässt sich nicht mehr blicken.

Das Ende... zunächst einmal

Unsere Abenteurer machen sich auf den langen Heimweg nach London.

Milicent kann es kaum erwarten, sich in der heimischen Studierstube mit der geheimnisvollen Schriftrolle zu beschäftigen. Ist hiermit vielleicht der ersehnte Durchbruch im Verständnis der atlantischen Schriftzeichen greifbar? Ohne Ahasver Meckelbrodts Expertise wird das ein beinahe unmögliches Unterfangen, aber wenn sich doch ein ähnlich bewanderter Linguist fände...

Desmond hat Erkenntnisse erlangt, die das Verständnis von Raum und Zeit grundlegend verändern. Ist ihm das bewusst? Was wird er tun?

Zumindest ist er nun seinen Mitbewohner los, diese anstrengende Mischung aus Störung, Bedrohung und Verlockung. Gelegenheit also, seine Persönlichkeit wieder zu stabilisieren.