Tsarong Dasang Dramdul

Angehöriger der tibetischen Regierung

Tibeter, 49

Erste Begegnung mit den Charakteren: Abenteuer 10

 

Namgang Dazang Damdu wurde 1888(oder möglicherweise 1886) in einer Bauernfamilie in Phenpo, nördlich von Lhasa, geboren. Im Alter von zwölf Jahren wurde er von einem Mönch als Schüler aufgenommen und begleitete anschließend den Dalai Lama als sein engster Diener auf Reisen. Im Laufe der Zeit wurde Namgang nicht nur als Diener, sondern auch als Berater immer mehr geschätzt. Tsarong wurde 1912 zum offiziellen Oberbefehlshaber von Tibet ernannt und erhielt den Titel Dzasa (Regierungsbeamter, der dem Kabinettsminister untergeordnet ist). Zuvor spielte er eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung Tibets vor dem Qing-Feldzug nach Lhasa im Jahr 1910. Nachdem in China die Xinhai-Revolution einsetzte, musste China seine Truppen endgültig zurückziehen. 1913 rief Tibet seine Unabhängigkeit aus, die China allerdings nie anerkannt hat.

Nach der Unabhängigkeitserklärung und dem Sieg Tibets wurde Tsarong in den 1910er Jahren und in den folgenden Jahrzehnten zu einer führenden Persönlichkeit in Tibet, der ein erheblicher Teil der Verantwortung für die Verwaltung und militärische Verteidigung Tibets anvertraut wurde. In diesem Zusammenhang war er nicht nur Oberbefehlshaber der Armee, sondern wurde nach 1933 auch leitender Kabinettsminister und später Leiter der tibetischen Münz- und Waffenkammer. Tsarong sammelte praktische und theoretische Erfahrungen, indem er benachbarte Länder besuchte und sich über deren nationale Politik und Strategien informierte. Insbesondere Britisch-Indien nahm er sich hierbei zum Vorbild. Er war der Meinung, dass ein zukünftiges Tibet nur dann erfolgreich sein kann, wenn es nicht nur großen Wert auf innere Einheit und Wohlstand legt, sondern auch eine starke militärische Präsenz an den Tag legt und eine aktive Diplomatie mit dem Ausland betreibt. Obwohl Tsarong bei den einfachen Tibetern beliebt war, sorgten seine Modernisierungsideen jedoch dafür, dass er bei vielen Mitgliedern der Aristokratie oder der autoritären Mönche in Tibet auf starke Ablehnung stieß, da sie in ihm eine ernsthafte Bedrohung ihrer historischen Privilegien und ihrer Ordnung sahen. Während eines Indienaufenthalts 1924 stürzten sie ihn und erkannten seine Position als Oberbefehlshaber ab. Trotzdem blieb er eine einflussreiche Persönlichkeit und genoss weiter die Unterstützung des Staatsklosters Drepung.

Tsarong spielte später in den 1930er Jahren eine wichtige Rolle in wirtschaftlichen Angelegenheiten Tibets. Nach dem Tod des 13. Dalai Lama  wurde er zum Leiter der Arsenal-Münzanstalt ernannt. Diese Abteilung hatte unter anderem die Aufgabe, die Qualität der Papierwährung zu verbessern, Waffen zu lagern und die Elektrizität in Lhasa einzuführen. In dieser Zeit war Tsarong auch aktiv an Bauarbeiten und Gebäuden in Tibet beteiligt wie beispielsweise 1937 dem Bau der ersten Stahlbrücke Tibets über den Trisumfluss an der Haupthandelsroute von Lhasa nach Indien und Westtibet.