Shangri-La

Legendärer Ort in Tibet, in dem Menschen in Frieden und Harmonie leben. Shangri-La wurde 1933 im Roman Lost Horizon (dt. Der verlorene Horizont) des britischen Schriftstellers James Hilton beschrieben und steht seitdem als ein Synonym für das Paradies oder den idealen Rückzugsort aus dem Weltgeschehen.

Tatsächlich ist dies reine Fiktion - es handelt sich um ein schwer zugängliches Gebäude auf einem Himalayagipfel in Tibet, das ein Portal zu einer anderen Welt bzw. Existenzebene darstellt und von einem geheimnisvollen Mönch bewacht wird.

Wieviele Menschen die wahre Natur des Ortes kennen, ist unbekannt.

Etymologie

Shangri-La setzt sich zusammen aus shang (tibetisch gtsang, eine historische Bezeichnung für Zentraltibet), ri (tibetisch für Berge) sowie la (tibetisch für Pass). Da Hiltons Fiktion in verschiedene Sprachen übersetzt wurde, variiert die Schreibweise (beispielsweise Schangri-La, Shangri-la, Shangrilá, Xangri-lá, Changrila; mit und ohne Bindestrich). Überwiegend wird die Schreibweise Shangri-La verwendet, was der Orthographie in Hiltons Roman entspricht.

Allgemein gilt es als wissenschaftlich erwiesen, dass die Bezeichnung Shangri-La, als mystischer Ort in Tibet, vor 1933 noch nicht existierte und der Mythos mit einer Fantasie der westlichen Welt verbunden ist. Jedoch basiert Hiltons Shangri-La auf der alten östlichen Legende von Chang Shambhala, das als Quelle der Weisheit bereits in frühen buddhistischen Schriften erwähnt wird. Der Sage nach ist Shambhala ein tief verborgenes Paradies und das geistige Zentrum der Erde. Dieses soll erst wieder zugänglich werden, wenn die Menschheit dafür bereit ist – und nur dann, wenn einige wenige die geistige Reife besitzen, die Lehre zu verstehen und zu bewahren.

Die Erstveröffentlichung von Lost Horizon erfolgte zeitgleich am 26. September 1933 bei Macmillan Publishers (London) und bei William Morrow & Company (New York). Für den Erfolgsroman erhielt Hilton am 10. Juni 1934 den Hawthornden-Preis. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits sieben Auflagen bei Macmillan und neun Reprints bei William Morrow erschienen. Anschließend wurde das Buch in 34 Sprachen übersetzt und unter Lizenz bei verschiedenen Verlagen vielfach nachgedruckt.1937 folgte Frank Capras Literaturverfilmung Lost Horizon (dt. In den Fesseln von Shangri-La). Der oscarprämierte Film trug gegen Ende der 1930er Jahre zu einem Medienhype und erheblich zum Mythos von Shangri-La bei.

1939 erschien der Roman als Pocket Book Nr. 1 bei Simon & Schuster und wird fälschlicherweise oft als das erste Taschenbuch bezeichnet. Jedoch war es das erste Paperback, welches nicht nur in die Tasche gesteckt werden konnte, um es unterwegs zu lesen, sondern das sich auch Menschen mit bescheidenen Mitteln leisten konnten. Das Buch kostete 25 Cent (entsprach 2018 rund 4,40 US-Dollar) und wurde allein von diesem Verlag innerhalb kurzer Zeit 2.514.747 Mal verkauft. Damit löste Lost Horizon eine Revolution im Buchhandel aus.

Lokalisierung

Hiltons Utopie war so erfolgreich, dass viele an die reale Existenz Shangri-Las glauben. Vor allem Abenteurer, Wanderer, westliche Sinnsucher, Pilger sowie Natur- und Kulturinteressierte begaben sich in die weite Stille Tibets und auf die Suche nach Shangri-La.Dabei setzt sich die „Forschung“ nach dem mystischen Ort unverändert fort.

 Zwei US-Amerikaner behaupteten später, dass ein von ihnen aufgespürtes Kloster in der abgelegenen Region Muli im Süden der chinesischen Provinz Sichuan das Vorbild von Shangri-La sei. Über das Muli-Kloster habe Anfang der 1930er Jahre bereits der Geograph Joseph Francis Rock im National Geographic Magazine mehrere Artikel veröffentlicht, welche angeblich James Hilton als Vorlage für seine Schilderung dienten. Diese Behauptung ist nach nachweislich falsch.

Chinesische Forscher begaben sich ebenfalls auf die Suche und fanden in der Provinz Yunnan den Ort Zhongdian. Dagegen kam der britische Historiker Michael Wood bei einer Forschungsreise durch Tibet zu dem Ergebnis, dass Shangri-La mit Tsaperang, der verschollenen Hauptstadt des alten buddhistischen Königreiches von Guge identisch sei. Auch der Paderborner China-Experte Richard Erb argumentierte anhand von Indizien, dass „James Hilton sein fiktives Shangri-La mit dem realen Tal von Guge verschmolzen hat und dass, wenn es einen Ort geben kann, der Shangri-La entspricht, dieser das Tal von Guge sein muss.“

James Hilton beschreibt Shangri-La in seinem Roman als ein idyllisches Tal, gelegen am westlichen Ende der Kunlun-Berge, wo entsprechend der chinesischen Mythologie auserwählte Menschen Unsterblichkeit erlangen können. Als Inspiration diente ihm das vollständig mit grüner Vegetation bedeckte Hunzatal im Norden von Pakistan (im Nordwesten von Britisch-Indien), nahe der chinesischen Grenze, welches er 1931 besucht hatte. Das abgelegene Hunzatal befindet sich am westlichen Ende des Himalayas und ist von Bergen vollständig eingeschlossen. Dazu erklärte Hilton 1936 in einem Interview der New York Times, dass er bei seinen Recherchen auf Reisebeschreibungen aus dem British Museum in London zurückgegriffen habe. Wichtige Ausgangspunkte für ihn sollen insbesondere die Berichte über den Buddhismus in Tibet der beiden französischen Missionare Évariste Régis Huc und Joseph Gabet gewesen sein, die zwischen 1844 und 1846 von Peking aus eine Reise nach Tibet unternahmen.

Nicht wenige Literaturkritiker kamen zu dem Ergebnis, dass Hilton den fiktiven Schauplatz seiner Erzählung nur deshalb in das Hochland von Tibet verlegte, weil der Himalaya die wahrscheinlich am wenigsten zugängliche Region der Erde war. Ebenso hätte der Autor die Handlung  auf der „Rückseite des Mondes“ oder auf dem Mars stattfinden lassen können. Letztlich sei Shangri-La nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine Metapher für einen abgeschiedenen Ort der Stille, des Friedens, der inneren Ordnung, der Nachhaltigkeit und der Reflexion. Dabei soll und will Shangri-La kein „Paradies auf Erden“ symbolisieren, Hiltons Shangri-La-Bewohner sind keine Wundertäter und haben weder den Tod besiegt noch den körperlichen Verfall.