Ernst Schäfer

Zoologe und Tibetforscher

Deutscher, 31

Erste Begegnung mit den Charakteren: Abenteuer 10

 

Schäfer war führendes Mitglied der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe und bekleidete den Rang eines SS-Sturmbannführers.

 

Jugend und Studium

Ernst Schäfer wuchs als Sohn einer Großbürgerfamilie in Waltershausen (Thüringen) auf und begeisterte sich schon als Jugendlicher für die Jagd. Nach dem Abitur, das er an einem Gymnasium in Mannheim bestand, studierte er von 1929 bis 1934 in Göttingen, Hannover, Philadelphia und Berlin Zoologie und Botanik, aber auch Geologie, Mineralogie, Chemie, Physik und Völkerkunde. Sein Spezialgebiet war die Ornithologie.

Er trat 1930 der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) bei. Seine Dissertation wurde als Sonderheft des Journals für Ornithologie Jg. 86 (1938) veröffentlicht. Sein Doktorvater, der Ornithologe Erwin Stresemann, ernannte Schäfer, nicht zuletzt seiner umfangreichen Sammlung wegen, die er dem Zoologischen Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität schenkte, am 7. Dezember 1939, am Tage seiner Hochzeit mit Herta geborene Völz, telegraphisch zum Ehrenmitglied der DO-G.

Tibet-Expeditionen

Bekannt wurde er durch drei Expeditionen nach Tibet, die 1931, 1934/35 und 1938/39 stattfanden. Die beiden ersten wurden von dem US-amerikanischen Millionärssohn Brooke Dolan II  geleitet, wobei die zweite Expedition in das Quellgebiet des Jangtsekiang ging (neben Schäfer nahm auch der Missionar Duncan teil). Bei der ersten Expedition nach Tibet waren neben Schäfer und Dolan Gordon Bowles, Otto Gneiser und Hugo Weigold dabei. Aufgrund seiner zoologischen Sammeltätigkeit bei der ersten Expedition wurde er Ehrenmitglied der Academy of Natural Sciences in Philadelphia. Expeditionsführer der dritten Expedition unter dem Titel „Deutsche Tibet-Expedition Ernst Schäfer“ war er selbst. Inzwischen war man bei den Nationalsozialisten durch seinen Bestseller auf ihn aufmerksam geworden und Heinrich Himmler bot ihm 1936 die Finanzierung einer weiteren Expedition nach Tibet an, die Schäfer plante. Diese Expedition wurde im Auftrag der SS-Organisation Ahnenerbe durchgeführt und stand unter der Schirmherrschaft von Heinrich Himmler, der in den tibetisch-buddhistischen Schriften Spuren einer "arischen" Urreligion finden wollte, eine These, von der Schäfer selbst allerdings nichts hielt. Expeditionsteilnehmer war auch der Anthropologe und SS-Hauptsturmführer Bruno Beger, der auf der Suche nach einer „arischen“ Abstammung die Schädel von Tibetern vermaß. Die Expedition forschte für das Ahnenerbe zudem nach „geeigneten Getreidekörnern und -samen für die künftige Kriegswirtschaft“ und interessierte sich für künftige Siedlungsgebiete im Osten sowie für eine robuste Pferderasse. Man hatte anfangs einige Schwierigkeiten, von den misstrauischen Briten eine Reiseerlaubnis in Indien zu erhalten und man musste auch mehrere Wochen auf eine Genehmigung der Regierung in Tibet warten, die dann unter Auflagen erteilt wurde. Von der Expedition entstand später der Dokumentarfilm Geheimnis Tibet.

Das Hauptziel der Expedition waren das Sammeln ethnographischer, zoologischer und botanischer Exemplare. Sie brachten über 3000 Vogelbälge und 2000 Vogeleier mit sich. Außerdem sammelten sie rund 7000 Samen, 400 Schädel und Felle von Säugetieren, Reptilien, Amphibien, zahlreiche Insekten, Mineralien, machten 40.000 Schwarz-Weiß-Fotos, drehten 17.500 Filmmeter und brachten zahlreiche völkerkundliche Objekte zurück nach Berlin. Sie kartierten und führten geomagnetische Messungen aus. Mitglieder der Expedition waren neben Schäfer der Geophysiker Karl Wienert, der Anthropologe Bruno Beger, der Entomologe, Fotograf und Kameramann Ernst Krause und der technische Leiter und Karawanenführer Edmund Geer.

Über seine Tibet-Expeditionen verfasste er u. a. die Trilogie Unter Räubern im Tibet, Das Fest der weißen Schleier und Über den Himalaja ins Land der Götter.

 

Nach seinen Reisen wurde Schäfer Leiter der  in Berlin-Dahlem ansässigen „Lehr- und Forschungsstätte für Innerasien und Expeditionen“, die stärkste Abteilung des SS-Ahnenerbes. Später leitete er auch das von ihm gegründete „Sven-Hedin-Reichsinstitut für Innerasien und Expeditionen“ in München, das in enger Verbindung zum SS-Ahnenerbe stand. Bald darauf zog er  mit seinem Institut auf Schloss Mittersill im Pinzgau. Neben seinen alten Mitarbeitern stieß unter anderem der Ornithologe Günther Niethammer dazu.