Otto Wilhelm Rahn

Schriftsteller, Ariosoph und SS-Obersturmführer

Deutscher, 29

Erste Begegnung mit den Charakteren: Abenteuer 7

 

1928 besuchte er Genf und Paris. In Paris lernte er einen Kreis von Literaten und Privatgelehrten kennen, zu dem auch der aus Toulouse stammende Poet und Schriftsteller Maurice Magre gehörte. Dieser behauptete, dass ein Manuskript des Bogomilen-Bischofs Nicetas im Château de Monségur aufbewahrt wurde, welches während des Albigenserkreuzzuges als Teil des legendären Katharerschatzes in der Grotte von Ornolaca [sic!] im südfranzösischen Languedoc versteckt worden sei. Durch Magre lernte Rahn seine spätere Sponsorin, die Spiritistin Gräfin Miryanne Pujol-Murat kennen, die sich für eine Nachfahrin der Gräfin Esclarmonde de Foix (um 1151–um 1215) hielt, einer prominenten Angehörigen der Katharer im Frankreich des 13. Jahrhunderts. Gräfin Pujol-Murat war Mitglied der Gnostischen Kirche und unterhielt enge Kontakte zur Okkultgruppe Les Polaires (gegründet 1930), die sich mit den Hyperboreern und den Mythen um Ultima Thule beschäftigten und Ideen der Welteislehre des von der SS protegierten österreichischen Ingenieurs Hanns Hörbiger (1860–1931) vertraten.

Inspiriert durch Magres Buch "Magiciens et Illuminés", das eine Verbindung zwischen den Katharern und Buddhisten konstruierte und die Katharer als die „Buddhisten des Westens“ bezeichnete, entschloss sich Rahn 1929 zu Reisen in die Provence, in die Pyrenäen und in das südfranzösische Languedoc, wo er Höhlen untersuchte. Rahns Mäzenin, die Gräfin Pujol-Murat, stellte ihm für seine Exkursionen in die Midi-Pyrenäen eine Limousine und ihren deutschen Chauffeur Joseph Widegger zur Verfügung, was ihm Reisen "auf den Spuren der Gnostiker" im Languedoc nach Pamiers, Foix, Carcassonne, Montségur und Mirepoix ermöglichte. 1930 unternahm er eine Reise ins Tal der Ariège, wo er unter anderem die Burgruine Montségur besichtigte. Sein Interesse galt der mittelalterlichen "Ketzer"-Bewegung, insbesondere den Katharern. Auf seinen Reisen lernte er Déodat Roché, einen Anhänger Rudolf Steiners, und den Heimatforscher Antonin Gadal kennen. Gadal hatte nach seiner Pensionierung über die Katharer geforscht und sich den Ruf eines Neukatharer-Fachmanns erworben. Er interessierte sich für die französische Geschichte und die katharische Häresie und betätigte sich als Höhlenforscher. Höhlenerkundungen im Tal der Ariège ließen ihn glauben, dem Katharerschatz auf der Spur zu sein, den er als den Gral imaginierte. Er ermutigte auch Rahn zur Gralssuche und Recherchen über die Rolle der Burg von Montségur, die er für die Gralsburg Montsalvatge (Montsalvatsch) im Epos Parzival Wolframs von Eschenbach hielt. Rahn bezeichnete Gadal als Lehrmeister und Gönner und arbeitete in den folgenden etwa drei Jahren intensiv mit ihm zusammen. Ihre Freundschaft hielt bis zu seinem Tode. 1930 bis 1932 erkundete Rahn von Ornolac-Ussat-les-Bains aus das Languedoc. Gadal begleitete ihn auf seinen Ausflügen in den französischen Pyrenäen und seinen Höhlenbesuchen im Ariègetal. Rahn übernahm auch den Rezeptionsstrang Katharer–Gral–Shambala von Gadal, der auch ihn überzeugte, dass in den Höhlen des Sabarthes ein Katharerschatz verborgen liegen müsse, bei dem es sich angeblich um den „Heiligen Gral“ handele, dessen letzter Aufbewahrungsort eine Grotte nahe Ussat (Ariège) gewesen sei. Gadal verschaffte schließlich auch Rahns Buch „Kreuzzug gegen den Gral“ Bekanntheit und Anerkennung.