Gralssuche

 

Prolog

Ein neuer Auftrag von Admiral Sinclair ruft unsere Helden wieder zur Zusammenkunft im British Museum - trotz der bislang sehr überschaubaren Ergebnisse  lassen sich offenbar keine anderen Kandidaten finden, um die Wünsche der Regierung umzusetzen.

 

Quellen im Reich berichten, dass Himmlers momentanes Interesse sich auf den Heiligen Gral richtet.

Nach den Angaben hofft er, einen der berühmtesten Gegenstände der christlichen Mythologie in Südfrankreich zu finden, genauer gesagt  im Tal der Ariege auf der französischen Seite der Pyrenäen. Was er im Gral sieht und sich davon erwartet, bleibt ungewiß.

Um den Gral ranken sich bekanntlich zahlreiche Sagen, Mythen, Legenden und sonstige Theorien. Angeblich handelt es sich um den Kelch, den Jesus Christus beim Letzten Abenmahl verwendete - die Überlieferungen über dessen Beschaffenheit, Eigenschaften und den späteren Verbleib gehen allerdings weit auseinander und haben im Laufe der Jahrhunderte zu endlosen Spekulationen geführt.

So verknüpft beispielsweise die Geschichte des Josef von Arimathäa, der den Gral nach England gebracht haben soll, die christliche Überlieferung mit dem Artus-Mythos, der wiederum zahlreiche Dichtungen des Mittelalters inspirierte - als bekannteste der "Perceval" des französischen Dichters Chretien de Troyes (aus dem 12.Jhdt.) und der etwa eine Generation später entstandene "Parzival" des Wolfram von Eschenbach, die ihren Helden auf die Erlösung versprechende Suche nach dem Gral und der Gralsburg schicken. Hier verbinden sich Elemente aus den neutestamentarischen Evangelien und apokryphen christlichen Schriften mit dem Sagenzyklus um Artus und die Ritter seiner Tafelrunde sowie damals aktuellen Entwicklungen wie den Kreuzzügen und der päpstlichen Unterdrückung der Häresie im Christentum.

Himmler hat nun diese Stränge zusammenführen lassen und ist überzeugt, den Ursprung der Geschichten um die Hüter des Grals und deren Burg in der Bewegung der Katharer zu finden, die im 12./13.Jhdt. große Teil Südfrankreichs (Okzitanien) umfasst hat, eine große Anhängerschaft in der Bevölkerung, aber auch im Adel und Hochadel besaß und erst durch gemeinsame Anstrengung des französischen Königs und der päpstlichen Inquistion in einem langwierigen Kreuzzug zerschlagen werden konnte.

Ein gralsbegeisterter Deutscher befindet sich auch bereits vor Ort, der Literaturwissenschaftler und Ariosoph Otto Wilhelm Rahn, der in der nahgelegenen ehemaligen Katharerburg Montsegur die Gralsburg vermutet (dargelegt in seinem kürzlich erschienenen Buch "Kreuzzug gegen den Gral").

Milicent & Co. wird geraten, sich mit dem ebenfalls dort ansässigen Antonin Gadal zu treffen, Religionskundler und Experte für die Geschichte der Katharer. Gadal hat als eine Art Mentor für Rahn gewirkt, gilt aber nicht als Sympathisant ariosopher Theorien.

Die Gruppe trifft ihre Reisevorbereitungen -  Robert und William übernehmen den praktischen Teil und machen sich über die zu bereisende Region kundig, Milicent begibt sich zudem in die British Library, um ihre Kenntnisse über Gral und Katharer aufzufrischen und zu vertiefen.

Ihr Ziel ist das Kurörtchen Ornolac-Ussat-les-Bains, hoch über dem Tal der Ariege und über die Landesgrenzen hinaus bekannt für seine wohltuenden Thermalquellen.

Man setzt über den Kanal und fährt mit dem Zug über Paris ins Languedoc, wo die Reise per Taxi fortgesetzt wird.

Schließlich erreicht die Gruppe Ornolac und bezieht Quartier im überschaubaren Hotel des Marroniers, dessen Terasse einen imposanten Ausblick auf die Pyrenäen und über das Tal bietet.

 

Montsegur

Zunächst einmal besuchen die Reisenden den etwas schrulligen Antonin Gadal, der hnen von seiner lebenslangen Beschäftigung mit den Katharern und ihren bis in die Antike zurückreichenden Einflüssen berichtet. Da Gadal auch als Fremden- und Wanderführer tätig ist, zeigt er sich gern bereit, die Gruppe einmal hinauf auf die Burg zu führen. Fragen zu Höhlen in der Umgebung beantwortet er vage, davon gebe es durch die geologischen Gegebenheiten eine Menge; aber in Bezug auf die Katharer sei er nie auf besondere Hinweise gestoßen.

Der Pog de Montsegur, auf dem sich das legendäre Katharerbollwerk einst befand, ist vom Hotel aus bereits sichtbar und in einem mehrstündigen und durchaus fordernden Fußmarsch erreichbar.

Der Aufstieg lohnt sich allerdings, allein schon für das eindrucksvolle Panorama. Die noch vorhandenen Ruinen sind von geringerem Interesse, sind sie doch nach der Katharerzeit entstanden - die ursprüngliche Burg ist bis auf die Grundmauern zerstört worden. Die steil abfallende Bergflanke lässt Skepsis aufkommen, wie eventuelle Überlebende auf diesem Weg der Belagerung 1244 entkommen sein und den Gral, so er denn wirklich hier gewesen, in Sicherheit gebracht haben sollen. Auf genauere Untersuchungen der Hochfläche verzichten die Abenteurer - das

wird im Laufe der Jahrhunderte schon etliche Male und gründlicher passiert sein, als sie ohne besondere Ausrüstung tuen könnten.

Beim Abstieg fallen Robert, der die Steilwand noch einmal mit dem Fernglas absucht, etliche Felslöcher und Klüfte auf, die gut als Versteck geeignet wären. Allerdings wären diese auch für geübte Kletterer nicht leicht zugänglich.

Am nächsten Tag fragen sie bei Hotelier Vincent Lebon  nach dem Deutschen Otto Rahn - praktischerweise residiert dieser auch hier im Hotel, so dass sie ihm unverzüglich einen Besuch abstatten können. Erstaunt erfahren sie, dass Rahn bereits seit einem Jahr hier lebt und auch die Niederschrift seines Buches vor Ort beendet hat. Er zeigt sich erfreut und stolz, dass Milicent sein Werk gelesen hat (zumindest hat sie den Sermon überflogen, hat also weitgehend die Wahrheit gesagt). Nur zu gern gibt er einen Überblick über weitere ausschweifende Theorien. So ist er überzeugt, dass der Buddhismus die Grundlage der häretischen Bewegungen im Westen ist, er bezeichnet die Katharer gar als "Buddhisten des Westens" und sieht im Streben der Perfecti nach Reinheit eine Parallele zum angestrebten Ideal des Nirvana im Buddhismus.

Seiner Theorie gemäß hat auch nur der Gral überhaupt zur Entstehung und Verbreitung der Katharer geführt, und die Gralshüter seien Abkömmlinge eines arischen Volkes, das aus dem tibetischen Shambala nach Europa eingewandert sei - die christliche Verkleidung des Mythos und die Verbindung zu Jesus hält er für unhistorisch.

Insgesamt zeigt er sich erstaunlich offen und gibt zu, bislang keine konkreten Hinweise auf den Verbleib des Grals gefunden zu haben. Er bleibt überzeugt, dass sich dieser auf dem Montsegur befunden habe und vor Ende der Belagerung von der Burg geschafft und versteckt worden sei.

Scließlich erzählt er noch von seinem neuen Buch, das "Luzifers Hofgesind" heißen soll. Hier zieht er die Verbindung zum dualistischen Weltbild der Katharer und will darlegen, dass die Dämonisierung des "Teufels" das Werk des Christentums sei, wo doch "Luci-fer" als "Lichtbringer" eigentlich eine positive Figur sei. Milicent, und erst recht ihren Reisegefährten, ist das alles deutlich zu viel.

 

Helga und die Abteilung VI

Schon bald treffen Neuankömmlinge in Ornolac ein - ein hochmodernes und höchst wendiges Flugzeug vom Typ Fieseler Storch erscheint über dem Tal und landet auf dem Vorplatz des Hotels. Ihm entsteigen der narbengesichtige SS-Wieauchimmer-Führer Otto Skorzeny und ein Trupp echter Soldaten, nicht die bislang gewohnten SA-Schläger.

Robert erkennt in ihnen anhand der Insignien Gebirgsjäger der Wehrmacht, Skorzenys Hinweis auf die "Abteilung VI" sagt ihnen allerdings nichts.

Skorzeny bezieht ein Zimmer im Hotel, während seine Untergebenen sich mit einem Zelt begnügen müssen. Die Atmosphäre im Hotel ändert sich nachhaltig, vor allem da der SS-Offizier die Terrasse als persönlichen Kommandostand ansieht. Natürlich wird auch Rath herbeizitiert und umgehend in die Abläufe eingebunden.

Es wird klar, dass die Deutschen bereits für den nächsten Tag einen Einsatz am Montsegur planen. Milicent und William wollen daher erneut zur Burg aufsteigen, um die Aktiviäten der Abteilung aus der Nähe verfolgen zu können, während Desmond und Robert sich eine Stelle mit guter Einsicht in die Felswand suchen wollen - es scheint nur folgerichtig, dass dies das Ziel der Gebirgsjäger sein sollte.

Am Abend erhält Milicent auf ihrem Zimmer völlig überraschenden Besuch: Helga Halmdöd, an die sie oft gedacht und deren Aufenthaltsort sie ausfindig zu machen versucht hat, steht plötzlich auf der Türschwelle. Sie macht schnell klar, dass sie nicht für einen netten Plausch vorbeigekommen ist, sondern warnt Milicent eindringlich, sich aus der Sache herauszuhalten und möglichst bald wieder nach Hause zu fahren. Wenig überraschend stößt sie damit aber auf taube Ohren.

Nachdem die Tür sich wieder hinter ihrem Überraschungsgast geschlossen hat, fällt Milicent zunächst auf, dass Helga nicht mit im "Storch" war - und auch sonst kein Fahrzeug das Örtchen erreicht hat - sodann, dass Helgas Schritte im Flur nach schweren Militärstiefeln klingen und nicht nach leichtem Schuhwerk. Endlich, endlich begreift sie, wer das deutsche Unternehmen leitet und wie die wundersame Wiederkehr des Herman Wirth zu erklären ist (und dessen Aufstieg in den innersten Zirkel Hitlers).

Da Erkenntnis nicht zwangsläufig zu Einsicht führt, glaubt Milicent aber nach wie vor an "Helgas" Wohlwollen und sieht keinen Grund, die Pläne für den nächsten Tag zu ändern.

 

Der Gral?

Früh am nächsten Morgen machen sich also Milicent und William auf den Weg hoch zum Montsegur, und Desmond und Robert zum Aussichtspunkt. Während die letzteren das zeitig genug schaffen, sehen die Bergwanderer schon auf halbem Weg den "Storch" über sich hinwegfliegen. Auch aus dieser Entfernung lässt sich gut erkennen, dass die Maschine mehrere Gebirgsjäger auf dem Gipfel absetzt und danach in der Nähe bleibt, beobachtende Kreise zieht und manchmal fast in der Luft zu verharren scheint - das Können des Piloten ist zu bewundern.

Die Deutschen seilen sich an verschiedenen Stellen in die Steilwand ab und beginnen mit der Untersuchung potentieller Verstecke, wie Robert von seiner Position aus gut beobachten kann. Offenbar machen die Kletterer auch tatsächlich einen interessanten Fund, jedenfalls wird die Aktion schon vor dem Mittag eingestellt, die Gebirgsjäger werden wieder aufgenommen und die Maschine fliegt zurück nach Ornolac.

Erst später erreichen Milicent und William die Burgruine, können hier aber keine Rückschlüsse über die Aktivitäten der Deutschen ziehen. Sie verschnaufen nur kurz und treten dann umgehend den Rückweg an.

Zurück am Hotel stellen sie auf der Terasse Hochstimmung fest - Skorzeny und Rath betrachten befriedigt ein auf dem Tisch vor ihnen liegendes Objekt, das sie tatsächlich für den Gral halten. Sie haben auch nichts dagegen, dass Milicent sich das Corpus delicti einmal ansieht. Deren Skepsis wächst dann immer mehr, je genauer sie hinschaut. Der mutmassliche Gral ist eine Schale aus Stein oder einem ähnlichen Mineral, deren Rand eine Glätte und Präzision aufweist, wie sie eigentlich nur durch industrielle Fertigung zu erreichen ist- bei einem Gegenstand aus Antike oder Mittelalter ein Ding der Unmöglichkeit. Allerdings macht das den Fundort in einer Höhlung der Felswand noch unerklärlicher.

Milicent zieht sich auf ihr Zimmer zurück, um sich nach der Wanderung frisch zu machen. Sie beschließt dann, einer spontanen Eingebung folgend, sich Zutritt zu Skorzenys Zimmer zu verschaffen, in der Hoffnung auf neue Erkenntnisse. Erfreulicherweise genügt der Einsatz ihres bekannten Machtwortes, um das Türschloss zu öffnen. Bei der nun folgenden hastigen und notwendigerweise oberflächlichen Suche stößt sie immerhin auf eine detaillierte Zeichnung der Gralsschale, die verblüffende Ähnlichkeit zum Objekt unten auf der Terrasse aufweist. Woher haben die Nazis diese Information? Scheinbar íst an dem Fund doch etwas dran.

(Photographie mit freundlicher Genehmigung von O.W.Rahn)

Beim Abendessen lässt Skorzeny keinen Zweifel am Erfolg seiner Unternehmung und verkündet, bereits am nächsten Morgen den Rückflug antreten zu wollen.

Die alarmierte Gruppe setzt das unter Zeitdruck; man setzt sich zusammen und überlegt fieberhaft, wie man die deutschen Pläne noch durchkreuzen kann. Nach ihren diversen unerfreulichen Erfahrungen mit den Nazis und mehr und mehr Einsicht in deren Weltbild haben sie nun keine Hemmungen mehr, eine drastische Lösung in Betracht zu ziehen. Der in dieser Hinsicht ja kundige Robert möchte das Flugzeug sabotieren- und da bei einem bloßen Verhindern des Abflugs der Verdacht augenblicklich auf die Gruppe fallen würde, möchte er die Treibstoffzufuhr derart regulieren, dass die Maschine unterwegs trockenläuft und abstürzt.

Gelegenheit bietet sich, als die Soldaten am nächsten Morgen bereits das Gepäck verladen und den "Storch" startklar gemacht haben - sie setzen sich zum Frühstück auf die Hotelterrasse und lassen in ungewohnter Sorglosigkeit das Flugzeug unbeaufsichtigt.

Robert schleicht sich zum Motor der Maschine und kann seine Sabotageaktion ungestört durchführen.

Gleichzeitig fühlt sich aber Desmond motiviert, in den Gepäckraum des "Storchs" zu spähen und eine vielversprechend aussehende Expeditionskiste zu öffnen. Und wirklich fällt sein Blick dort auf die strohgepolsterte Gralsschale, die er kurz entschlossen an sich nimmt - unbemerkt selbst von seinen Reisegefährten.

Nach dem Frühstück klettern die Deutschen unverzüglich in ihre Maschine und starten gen Berlin.

Zu Desmonds Erleichterung verzichten sie auf eine letzte Gepäckkontrolle. Da der "Storch" sich auch später nicht wieder blicken lässt, ist der Gralsklau offenbar unbemerkt geblieben.

 

Ein zorniger Gott

Die Gefährten informieren den Hotelier über ihre Absicht, noch am selben Tag abreisen zu wollen und bitten um den Transport ihres Gepäcks zum Bahnhof.

Milicent fragt Robert nach einer Einschätzung, wann der Flug der Gebirgsjäger wohl sein erwartetes Ende finden wird - sie überlegen, ob es machbar ist, an die Absturz- bzw. Notlandungsstelle zu gelangen, um dort möglicherweise den Gral bergen zu können.

Desmonds Geständnis, dass er das begehrte Objekt bereits an sich genommen hat, macht derartige Erwägungen überflüssig und steigert den Wunsch nach einer baldigen Abreise.

Die weittragenden Motorengeräusche eines sich rasch nähernden Automobils unterbrechen die angespannte Unterhaltung. Da die Straße, die ins Tal hinaufführt, von der Hotelterrasse gut einsehbar ist, kann der fahrzeugbewanderte William erkennen, dass der Wagen mit einer Geschwindigkeit aufwärts rast, die dem Fahrzeugtyp technisch unmöglich sein sollte und darüber hinaus mit enormer Geschicklichkeit gesteuert wird.

Die Abenteurer raffen daraufhin das Nötigste als Handgepäck zusammen, verlassen das Hotel durch den Hinterausgang und schlagen sich in den nahen Wald. Robert erklettert einen vielversprechend positionierten Baum, von dem er, perfekt getarnt, den Hotelvorplatz einsehen kann - schließlich wollen sie unbedingt erfahren, wer denn hier mit höchster Eile dem Schauplatz entgegenstrebt.

Nachdem das Automobil eine schotterschädigende Vollbremsung hingelegt hat, entsteigt diesem zu ihrer Verblüffung der schwedische Hockey-Trainer Sune Almkvist. Da sie ja mittlerweile zu wissen glauben, dass auch an Almkvist mehr ist als seine irdische Hülle - und er einer der Kerkermeister Helga Halmdöds war - können sie sich schon denken, wem der Schwede hier auf der Fährte ist.

Kurzentschlossen kehrt Milicent ins Hotel zurück, bald gefolgt von den anderen. Sie begegnet Almkvist an der Rezeption, wo dieser gerade einen stärkenden Trunk zu sich nimmt, und mimt die Überraschte. Almkvist scheint sogar ehrlich verwundert und begegnet Milicents ausschweifenden Ausführungen über die Katharer und ihre angebliche damit verbundene Studienreise mit Verwirrung und offenkundigem Desinteresse.

Dass die Engländerin ihm nichts über den Verbleib von "Fräulein Halmdöd" sagen kann (die Milicent angeblich seit Uppsala nicht mehr gesehen hat) , enttäuscht ihn sichtlich. Dafür kennt er offensichtlich den Namen Otto Rahn - als er erfährt, dass dieser hier im Hotel wohnt und noch nicht abgereist ist, stürmt er augenblicklich die Treppe zu den Zimmern hinauf.

Ein lauter Stimmenwechsel in der oberen Etage wird gefolgt vom Bersten von Holz. Unmittelbar darauf lassen ein gellender Schrei und das Splittern von Glas daruf schließen, dass dort oben ein Mensch aus dem Fenster befördert worden ist (oder wohl eher hindurch).

Robert und William stürzen aus dem Hoteleingang, während Milicent und Desmond die Treppe hinaufeilen und - wenig überraschend - nur noch die Überreste von Rahns Zimmertür vor sich sehen. Offenkundig hat Almkvist den Gralsforscher nicht durch das Fenster geschleudert, sondern sich diesen gepackt und dann mit ihm durch das Fenster ins Freie gesprungen.

Mit roher Gewalt presst der vom Sprung völlig unberührte Almkvist dem lädierten Deutschen die Information ab, dass seine Landsleute jetzt auf dem Weg nach Berlin seien - vermutlich hätte er das auch ohne Misshandlungen verraten.

Da an der Gegnerschaft des Schweden zu seiner Mitgöttin wohl kein Zweifel mehr bestehen kann, entschließt sich Milicent zu mehr Offenheit gegenüber Almkvist. Während der Hotelier sein beschädigtes Inventar beklagt und der verletzte Rahn von William erstversorgt wird, erklärt Milicent ihr früheres Zusammentreffen mit "Helga" und die massgebliche Rolle, die sie bei ihrer Befreiung gespielt hat.  Außerdem gibt sie zu, dass Helga sie hier vor Ort, in ihrem Hotelzimmer, vor Einmischung gewarnt und zur Abreise geraten hat - und dass sie sich doch recht sicher ist, dass SS-Kommandeur Skorzeny ihr ansonsten als Avatar dient.

Almkvist nimmt das alles mit Wut und Fassungslosigkeit auf, Milicents Reisegefährten eher mit perplexem Unglauben, ist ihnen das Zusammentreffen mit "Helga" doch selber neu.

Jegliche Erwähnung des Grals tut der Schwede übrigens verächtlich ab - ob er den gesamten Mythenkomplex ohnehin für Unsinn hält oder Grund zur Annahme hat, dass speziell dieser Gral nichts damit zu tun hat, wird nicht so ganz klar.

So oder so: Die Enthüllung, dass das deutsche Flugzeug wohl bald seine Reise abbrechen muss, verleiht ihm ganz neue Energie und lässt ihn zu seinem Auto stürmen. Die Gefährten haben nur einen kurzen Moment für die Entscheidung, ob sie sich an Almkvist hängen und gleichfalls die Verfolgung Helgas aufnehmen wollen. Milicent ist auf jeden Fall dafür und merkt auch, dass Desmond dem Gedanken nicht abgeneigt ist - aber da William und Robert vehement dagegen sind und auf die Gelegenheit pochen, den vereinnahmten Gral endlich mal erfolgreich nach London bringen zu können, wird aus der Geschichte nichts und Almkvist braust alleine davon.

 

Eine unerwartete Begegnung in Paris

Ohne weitere Zwischenfälle können die Abenteurer nun ungestört abreisen und sich per Bahn auf die Rückreise machen.

Da eine Reise durch Frankreich unweigerlich über Paris führt, legen sie dort einen Zwischenhalt ein und logieren für die Nacht in einem angenehmen Hotel in der Innenstadt.

Hier bietet sich auch Gelegenheit, den angeblichen Gral noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen - im Zugabteil schien es nicht angebracht, das Objekt ins Tageslicht zu holen. Einen Erkenntnisgewinn bringt das leider nicht, und nach wie vor können sie sich nicht vorstellen, dass es sich bei der Schale um einen mittelalterlichen oder gar antiken Gegenstand handeln sollte. Da sie beim eigentlichen Fund nicht dabei gewesen sind, wäre allerdings auch ein deutsches Täuschungsmanöver denkbar - der "Gral" wäre dann nie in einer der Höhlungen unterhalb von Montsegur gewesen, sondern schon mit aus Deutschland angereist...

Desmond geht sogar so weit, sich an seine Innere Stimme, den angeblichen Gott Seth, zu wenden. Dieser versucht erneut, den Iren zur Überlassung seines Körpers zu bewegen - da Desmond dem nicht zustimmen mag und "Seth" wiederum nicht empfänglich für dessen Vorschläge ist, bleiben die Verhandlungen ergebnislos und die Lage unverändert. Auf seine Reisegefährten wirkt der einseitige Dialog aber weiterhin höchst befremdlich, da eben nur Desmond die Präsenz wahrnehmen kann.

 

Ein Hotelpage unterbricht das Ganze schließlich und überbringt eine handschriftliche Notiz für Milicent, in der um ein Treffen in der Lobby gebeten wird. Überrascht erkennt sie die Handschrift von Shlomo ben Zahavi, dem instabilen Rabbi, zuletzt untergetaucht in Mexico City.

Milicent, die immer noch auf die Aufzeichnungen des seligen Ahasver Meckelbrodt spekuliert, die Shlomo ja in Besitz genommen hatte, ist nur allzu bereit, mit dem alten Mystiker zu reden und begibt sich hinunter in die Lobby. William, der sicher ist, dass es sich dabei um eine Falle handelt,  geht ebenfalls dorthin.

Milicent erwartet ein eher schwieriges Gespräch und schließt auch nicht aus, dass der stets bestens informierte Rabbi von ihrem Unterfangen mit dem Gral weiß - er belässt es dann aber bei zunächst unverbindlichem Geplauder und nimmt Milicents Behauptung, sie hätte (ihre ja durchaus existierende) Verwandschaft im Languedoc besucht, gleichmütig hin.

Zu Milicents Verblüffung überreicht er ihr schließlich ungefragt eine umfangreiche (und angeblich vollständige) Abschrift von Meckelbrodts Aufzeichnungen über die Ursprache. Angeblich sieht er die junge Engländerin als seine geistige Nachfolgerin, der er das Wissen auf diese Weise zugänglich machen möchte - Shlomo hätte ihren Vater zwar vorgezogen, aber dies sei ja nun leider nicht mehr möglich.

Vor dem Hintergund des letzlich zerrütteten Verhältnisses zwischen den Forschern erscheint diese Begründung nicht besonders überzeugend. Milicent traut dem Alten zwar nicht über den Weg, nimmt aber das Dargebotene selbstverständlich begierig entgegen und verabschiedet sich dann auch bald darauf. Auch wenn die Abschrift möglicherweise gekürzt oder absichtlich fehlerhaft sein mag, so erhofft sie sich doch neues Wissen aus den Seiten.

Am nächsten Morgen setzen die Gefährten ihre Reise planmäßig fort und erreichen schließlich wieder London.

 

Der Gral kommt ins Museum und viele Ungewißheiten bleiben

Man trifft sich baldmöglichst mit Sir Hill im British Museum und liefert den vermuteten Gral dort ab - der Direktor zeigt sich von der Beute allerdings wenig beeindruckt und äußert starke Zweifel am Wert des Objekts. Gleichwohl wird die Schale im Magazin des Museums verschwinden, aber weiter rätselhaft bleiben.

Wieder einmal bleibt das Gefühl zurück, zu wenig in Erfahrung gebracht zu haben. Natürlich trauert insbesondere Milicent der Gelegenheit hinterher, Zeugin des Zusammentreffens von Almkvist und Helga gewesen zu sein können.

In dieser Hinsicht kann Sir Hill immerhin noch mit einer interessanten Information aufwarten: Hitler hat kürzlich seinen persönlichen Astrologen Herman Wirth entlassen, was durchaus ein Hinweis sein könnte, dass der schwedische Avatar Almkvist erfolgreich war bei seinem Unterfangen, und damit den Nazis die Notwendigkeit gegeben hat, das Verschwinden Wirths (wohl ja auch nur ein Avatar der Totengöttin Hel) plausibel machen zu müssen. Aber in Anbetracht fehlender Details aus dem Reich bleibt das zunächst eine Theorie.

Fürs erste widmet sich Milicent aber nun Shlomos Abschrift, in der sie Hinweise auf weitere "Wörter der Macht" zu finden hofft...