Die Schicksalstafeln

 

Orte

 

Handlung

Nach den Ereignissen in Teotihuacan (Abenteuer 3) finden sich unsere Weltreisenden vollkommen unerklärlicherweise auf einer Erhebung über dem alten Babylon wieder.

Sie erwecken die Neugier eines Beduinen, der sich gerade in der Nähe befindet und die Gruppe in Augenschein nimmt.

Er spricht recht gut Englisch und begegnet den Reisenden zunächst offen, seine Haltung schlägt aber bald in Abweisung um, da Lady Milicent ihn höchst herablassend behandelt - sie geht automatisch davon aus, es handele sich bei dem Mann um einen einfachen Diener.

Der merklich gekränkte Beduine zieht seiner Wege, so bleibt es den Abenteurern selbst überlassen, sich ihren Weg hinunter nach Babylon zu suchen.

Schon aus der Entfernung ist klar erkennbar, dass hier eine großangelegte Ausgrabung stattfindet. Leider ist die mittlerweile schon allzu vertraute Hakenkreuzflagge, die über dem Lager weht, ebenfalls nicht zu übersehen.

Die Arbeiten scheinen sich auf die große Zikkurat zu konzentrieren, die als Etemenanki ( Sum. "Fundament von Himmel und Erde") bekannt ist und in der Forschung mehrheitlich als Vorbild für den Turm von Babel angesehen wird.

Erfreut bemerken sie etwas abseits ein einzelnes Zelt, vor dem die britische Flagge aufgezogen ist - offenbar gibt es hier auch einen Vertreter Seiner Majestät.

Schon auf dem Weg ins Lager zerbrechen sich die Reisenden den Kopf, wie sie ihr plötzliches Erscheinen vor Ort erklären können- ohne Ausrüstung, ohne Begleiter, aber augenscheinlich auch fast völlig unversehrt, und das weitab der Zivilisation.

 

Sie lassen sich von den Lagerposten zum Zelt der Expeditionsleitung bringen, wo sie auf den sehr reservierten Archäologen Dr. Hans Reinhart und den offen misstrauischen, ja feindseligen Major Schmidt treffen.

Milicents weitschweifige Schilderung ihrer Reisegruppe, die durch Wegelagerei versprengt wurde, sowie ihre Behauptung, ihr Eintreffen hier in Babylon bereits brieflich aus England angekündigt zu haben, werden sehr skeptisch aufgenommen, aber zunächst offenbar akzeptiert.

Ebenfalls akzeptiert, wenngleich höchst widerwillig, wird die Bitte nach einer vorübergehenden Unterkunft, da den "Beraubten" ja beinahe sämtliche Habseligkeiten abhanden gekommen sind.

Als nächstes besuchen sie den britischen Landsmann, der außerhalb seines Zeltes sitzt und seinen Nachmittagstee einnimmt. Sir Walter Stanley ist der offiziell ernannte Kulturattachee im jungen Königreich Irak und versteht seine Rolle hier in Babylon sehr offensichtlich als Beobachter.

Nebst höflicher Konversation (und natürlich einer Tasse Tee) ist hier nicht viel Unterstützung zu finden, die der einzelne Engländer inmitten etlicher Deutscher aber auch kaum leisten könnte. Major Schmidts Soldaten tragen in offener Missachtung der Souveranität des Iraks Uniformen und Waffen und scheren sich dabei auch nicht um Hussan Said, den zur Ausgrabung beorderten Regierungsvertreter (sein Zelt, das er lt. Sir Walter selten verlässt, befindet sich in der Nähe).

Im Gespräch mit Sir Walter ergibt sich auch Gelegenheit, das Datum zu verifizieren - tatsächlich haben die Abenteurer sich noch am Vortag in Mexiko befunden! Das Mysterium ihrer Reise um/durch die Welt verursacht nach wie vor Kopfschmerzen.

 

Beim Abendessen ist ein weiterer deutscher Offizier zugegen, Otto von Leichfeld, der zwar kein SS-Angehöriger zu sein scheint, von den Reisenden aber dennoch als Ahnenerbler verdächtigt wird.

Milicent erzählt, dass ihr Vater mehrfach nach Babylon gereist sei, sie ihn aber nie begleiten durfte - dies möchte sie nun nachholen. Immerhin scheint Dr. Courtney Smythe-Beauregard dem deutschen Kollegen nicht unbekannt gewesen zu sein.

Reinhart und von Leichfeld bleiben recht vage, geben aber preis, dass ihr eigentliches Expeditionsziel nicht etwa der Turm von Babel ist, sondern die sog. Schicksalstafeln, die nach alt-babylonischer Mythologie der Stadt- und spätere Hauptgott Marduk besessen haben soll - diese sollen die Macht verleihen, mittels der "50 Namen des Gottes" alle Dinge in ihren Ursprungszustand zurückzuführen. Das mittlerweile erlangte Wissen über die "Ursprache" fügt dieser Legende für Milicent natürlich eine weitere Facette zu. Allerdings fragt sie sich (nicht die Deutschen), warum diese in Etemenanki suchen, und nicht im weiter südlich gelegenen Marduk-Tempel Esagil.

 

Nach einer unbequemen Nacht fahren die Reisenden auf einem Versorgungs-LKW mit und erreichen das lärmende Treiben von Bagdad.

Im britischen Konsulat setzt Milicent ein Telegramm an Admiral Sinclair ab, das über ihren Aufenthaltsort informiert und spätere Erklärungen verspricht. Sie lässt sich Geld anweisen, mit dem die Gruppe neue Ausrüstung, insbesondere Zelte und Feldbetten einkauft, um nicht mehr von der widerwilligen Unterstützung der Deutschen abhängig zu sein.

 

Am Folgetag sehen sich Milicent, William und Desmond die Ausgrabungen aus der Nähe an, obwohl Major Schmidt offen droht, er könne nicht für ihre Sicherheit garantieren. Milicent ignoriert das völlig und lässt sich auch nicht von den etwas höflicher vorgebrachten Einwänden von Leichfelds aufhalten. Tatsächlich werden sie Zeuge, wie die deutschen Wachen einen einheimischen Arbeiter erschiessen, der versucht hat, ein paar Münzen zu unterschlagen und bei Aufdeckung die Flucht ergreift - ein schockierendes Ereignis, das nach den bisherigen Erfahrungen mit der deutschen Staatsmacht allerdings kaum überrascht.

Viel erkennen lässt sich im Übrigen nicht - die Deutschen haben auf der obersten Plattform der Ziggurat einen Zugang eingerichtet, der mit Planen vor Sicht geschützt wird. Nach dem Vorfall mit dem Arbeiter ist auch nicht daran zu denken, sich hier Einlass zu verschaffen.

 

Robert hat derweil wieder die Anhöhe erstiegen, von der sie anfangs in die Stadt hinuntergekommen sind, um von erhöhter Position aus das Treiben im Lager zu beobachten.

Zu seiner Überraschung trifft er dabei wieder auf den Beduinen, der sich diesmal als Madin Saleem vorstellt und gegenüber Robert angibt, als Beobachter hier zu sein, um ein Auge auf die Europäer zu haben.

Er lädt ihn ein, zum Essen an sein Feuer zu kommen und bringt ihn zu einer geschützten Stelle zwischen den Felsen auf der Südseite der Anhöhe. Bereits dort anwesend ist die geheimnisvolle Zahra Kazi. Robert erklärt ihr, dass er und seine Gefährten in Babylon sind, damit den Deutschen keine Artefakte in die Hände fallen, mit denen dieses machthungrige Volk nach der Weltherrschaft streben kann.

Zahra versichert ihm, die Deutschen würden am falschen Ort graben und er müsse sich daher keine Sorgen machen.

Robert kehrt dann baldmöglichst ins Lager zurück und will Milicent und die Beduinin zusammenbringen.

 

Trotz ihrer Skepsis gegenüber den ungebildeten Nomaden lässt Milicent sich zu dem Treffen bewegen. Mit Madins Hilfe kann Zahra die Abenteurer unbemerkt in einen unterirdischen Raum im Fundament einer alten Ruine bringen, da dieser die deutschen Soldaten ablenkt, die den Briten auf den Fersen geblieben sind.

Auch Milicent bestätigt, dass man verhindern möchte, dass die Schicksalstafeln in den Besitz der Deutschen gelangen - am liebsten würde sie diese selbst nach London mitnehmen, damit sie dort sicher und geschützt seien. Daraufhin ermuntert die Beduinin sie, ihr zu folgen.

Zahra führt die Gruppe in einen noch tiefergelegenen Raum, dessen Boden offenbar kürzlich gefegt und gereinigt wurde. Auf einem steinernen Sockel in der Mitte liegt eine glänzende Platte aus dünnem Gold, die mit fremdartigen Schriftzeichen bedeckt ist.

Der Zustand des Raumes und die Tatsache, dass die Symbole für die Altorientalistin Milicent keinerlei Sinn ergeben, lassen sie ein dreistes Täuschungsmanöver vermuten, mit dem die Nomaden sich über sie lustig machen wollen. Der vorsichtigere Robert hält die Geschichte wiederum für einen Gesinnungstest, den Desmond dann jäh beendet, indem er nach der Goldtafel greift, die daraufhin auf rätselhafte Weise im Steinsockel versinkt und verschwindet. Ein eingehende Untersuchung des Sockels bleibt ergebnislos, die Stimmung unter den Abenteurern ist gereizt.

Zahra hat die Ereignisse ausdruckslos verfolgt und führt die Gruppe dann wieder nach oben. Entfernte Geräusche lassen vermuten, dass sich hinter ihnen der Zugang oder vermutlich sogar der ganze Raum mit Sand füllen.

Die Beduinin gibt keine weiteren Erklärungen und lässt deutlich erkennen, dass sie den Besuch für beendet hält.

Verwirrt, enttäuscht und unzufrieden mit sich selbst begeben die Briten sich zurück ins Lager.

 

Erneut erhalten sie eine Einladung zum Abendessen bei den Deutschen, neben den bekannten Gesichtern hat sich diesmal auch Hauptmann Dietrich eingefunden.

Nach kurzem Geplauder lässt Major Schmidt die Maske fallen und bezichtigt die Reisenden der Spionage sowie beabsichtigter Sabotage der Ausgrabungen - die Deutschen haben über ihre Quellen verifiziert, dass Milicent und ihre Begleiter sich aktuell in Mexiko aufhalten und die hier Anwesenden somit Hochstapler sein müssen. Da die Beweislage nachvollziehbar ist und die Abenteurer auch kaum glaubhaft machen könnten, auf welche Weise sie binnen eines Tages von Mittelamerika in den Orient gelangt wären, werden ihre Proteste einfach bei Seite gewischt.

Schmidt gibt ihnen über Nacht Bedenkzeit, um die Wahrheit zu enthüllen - anderenfalls will er die Unruhestifter am nächsten Tag "verschwinden" lassen, da sie ja nie offiziell hier gewesen seien. Die Briten sehen sich also der höchst ironischen Tatsache gegenüber, dass sie mit dem Tod bedroht werden, weil sie tatsächlich diejenigen sind, die sie zu sein vorgeben.

Dieses Dilemma wird ihnen immer klarer, als sie im Freien an hölzerne Pfähle gefesselt und bewacht werden.

Es gelingt Milicent tatsächlich, mit Hilfe ihres Machtworts ihre Bande zu lösen, weiß dann aber zunächst nichts damit anzufangen.

Glücklicherweise schafft es Robert, sich auf herkömmliche Weise aus seinen Fesseln zu winden und die Wache zu überwältigen.

Rasch befreien sie beiden anderen - es gelingt ihnen, unbemerkt einen LKW zu entwenden und damit nach Bagdad zu entkommen.

Das britische Konsulat verspricht ihnen, sie unauffällig außer Landes zu bringen, damit sie die Rückreise nach London antreten können.

 

Da sie weder die rätselhafte Geschehnisse um die angebliche Schicksalstafel klären, noch Einzelheiten über die deutschen Aktivitäten in Erfahrung bringen konnten und sich noch dazu weitere offene Feinde in Ahnenerbe und Militär gemacht haben, können sie - ähnlich wie in Schweden - nicht zufrieden mit dem Ablauf der Geschichte sein.