Kristallschädel des Seth

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Handlung
Nachdem die Reisenden endlich den verstörenden Flug- und Todeszyklen über dem Atlantik entronnen sind, haben sie auf dem wohltuend gewöhnlichen Flug nach Mexiko City Gelegenheit zu Gedanken, wie sie ihr mehrtätiges Verschwinden und unversehenes Wiederauftauchen in Teotihuacan erklären könnten.
Für die Ankunft und die Grenzkontrollen in Mexiko verwenden sie natürlich noch die Identitäten, die sie in Miami erhalten haben - nun gilt es aber, als sie selbst wieder ins Lager zurückzukehren.
Ein grober Plan ist rasch ersonnen, es ist dann vor allem an Robert, diesen mit Leben zu füllen und die Details zu klären.
Nach eingehendem Kartenstudium wird eine abgelegene Siedlung im Busch, in einiger Entfernung von Teotihuacan, ausgewählt, wo die Reisenden wieder an die Öffentlichkeit treten wollen. Mit einem gemieteten Geländewagen begeben sich die Abenteurer in die Gegend und suchen sich vor Ort einen geeigneten und für das Fahrzeug gerade noch zugänglichen Startpunkt.
Sie lassen den Wagen dort zurück und schlagen sich dann zu Fuß durch den unwegsamen Busch bis zu ihrem Ziel durch - Klima, Anstrengung und häufiger Kontakt mit der Vegetation sorgen für das authentische Erscheinungsbild erschöpfter und verirrter Wanderer. Nach kurzer Erholungspause wird eine Fahrgelegenheit nach Teotihuacan gesucht und gefunden. Auf dem Trecker eines Bauern kehren die Reisenden nach ihren Erlebnissen in Babylon und über dem Atlantik wieder zurück in den Schatten der Pyramiden.
Als die Verschollenen zerzaust und verdreckt plötzlich wieder in der Cantina stehen, fällt Sergeant dos Santos tatsächlich in Ohnmacht und lässt sich nur mühsam wieder zu Bewußtsein bringen. Die Erleichterung, nicht mehr für das unerklärliche Verschwinden mehrerer europäischer Schützlinge verantwortlich zu sein, steht ihm ins Gesicht geschrieben und hält ihn zunächst von genaueren Nachfragen ab.
Aber natürlich verbreitet sich die Nachricht rasch und führt zu einem regelrechten Menschenauflauf vor Ort. Die Fragen stürmen von allen Seiten ein und verlangen nach einer Erklärung.
In Williams inspirierten Worten wird aus dieser dann eine vollmundige Abenteuererzählung, die er da mit einem Glas Whiskey in der Hand zum besten gibt - der Einsturz des Brunnenschachtes, das hereinströmende Wasser, das den Rückweg unmöglich gemacht hat und dann das ewige Herumirren durch dunkle Gänge und Höhlen, bis sie schließlich doch mit Glück wieder einen Weg an die Oberfläche gefunden haben. Gefolgt noch vom Marsch durch den Wald, ohne eine Ahnung, wo man sich eigentlich befindet, bis sie dann endlich auf eine Siedlung gestoßen sind und dort wieder Nahrung und Wasser bekommen haben - und die Transportmöglichkeit nach Teotihuacan.
Das Publikum ist begeistert, und bei der Gelegenheit erfahren sie auch, dass Fernando Montes und seine Arbeiter am Brunnen von Jaguarkriegern angegriffen wurden. Es gab einige Verletzte und wenn die Angreifer auch in die Flucht geschlagen werden konnten, so gelang es diesen doch zuvor, den Schacht zum Einsturz zu bringen.
Ciudad Mexico hat nach dem Vorfall auch zwei weitere Polizisten ins Lager abkommandiert, um weitere Vorkomnisse dieser Art zu verhindern.
Unsere Reisenden nehmen ihre zurückgelassene Ausrüstung wieder in Besitz, glücklicherweise ist hier nichts wesentliches abhanden gekommen, und leben sich erst mal wieder ein, bis sich die unmittelbare Aufregung über ihre Rückkehr gesetzt hat.
Die Deutschen kommen
Schon bald trifft aber die deutsche Reisegruppe um Herrn von Mittelstedt ein - dieser verliert auich keine Zeit, sich nach Millicent und Begleitern zu erkundigen und in einem kurzen, frostigen Gespräch zu überprüfen, dass es sich wirklich um die Gesuchten handelt.
Zur Überraschung der Abenteurer befindet sich in der Entourage des SS-Magiers auch Anders Kjellberg, der Berater der Nazis in Uppsala. Milicent bringt ihre Verwunderung zum Ausdruck, ihn immer noch in deutschen Diensten zu sehen - schließlich hätte ihm wohl in Schweden der Opfertod gedroht, wenn Milicent nicht passenderweise auf der Bildfläche erschienen wäre. Kjellberg macht zwar kein Hehl aus seiner Abneigung gegen die Nazis, sieht aber in der weiterführenden Zusammenarbeit viele Vorteile für sich.
Milicent erkundigt sich auch nach Helga Halmdöd, von deren Verbleib der Schwede allerdings nichts weiß. Hingegen berichtet er, dass der wiederauferstandene Herman Wirth nun persönlicher Astrologe des Führers sei.
Nun stellt sich heraus, dass die Identitätsüberprüfung der Abenteurer nicht der einzige Grund für von Mittelstedts Reise war - der Offizier übernimmt unverzüglich das Kommando über die deutsche Expedition und gibt dem Archäologen Reinerth Anweisungen, wie es denn jetzt weitergehen soll an der Mondpyramide, wo Reinerth ja bereits etliche Grabungen hat durchführen lassen.
Milicent wittert hier eine Möglichkeit herauszubekommen, was die Deutschen denn eigentlich in Teotihuacan zu finden hoffen und begibt sich neugierig zur Grabungsstelle. Dort kann sie zwar verfolgen, wie der SS-Magier die Stufen an der Außenseite der Pyramide mit einer Wünschelrute abgeht, sie wird aber von den abschirmenden Soldaten schließlich rüde abgedrängt und bedroht, nachdem sie vorhergehende Aufforderungen ignoriert hat.
Die empörte Milicent beschwert sich bei Sergeant dos Santos über das Verhalten der Deutschen und trägt ihren Protest schließlich weiter zu Alejandria Godinez, da der Polizist seine übliche Inaktivität an den Tag legt. Aber auch dort kommt sie nicht weiter - Godinez zeigt sich nicht gewillt, die Grabung zu überwachen, damit eventuell wertvolle Funde der mexikanischen Regierung nicht entgehen, und schon gar nicht will sie der deutschen Forschungsgruppe die Genehmigung entziehen, an der Mondpyramide arbeiten zu dürfen. Wirklich überraschen kann das nicht, haben die Abenteurer doch bereits früher Godinez und Reinerth in der Cantina beim Techtelmechtel angetroffen - wohl auch die ursprüngliche Quelle für Reinerths großzügige Grabungsprivilegien.
Als Alternative fallen unseren Helden die Jaguarkrieger ein. Carlos Salcedo, der ja bereits zuvor als Verbindungsperson zu den renitenten Ureinwohnern ausgemacht worden war, unterbindet zwar sofort den Versuch einer direkten Kontaktaufnahme, da er um Leib und Leben der Europäer fürchtet. Er kann aber im Namen dieser Gruppierung sprechen und verhandeln, und man wird sich einig, dass mögliche Fundstücke der Deutschen nicht in beiderseitigem Interesse sind. Sollte es dazu kommen, wird gehandelt werden müssen.
Der leuchtende Schädel
Durch die Aufmerksamkeit der Wachen fällt es den Abenteurern schwer, den Fortlauf der Arbeiten im Auge zu behalten. Offenbar richtet sich das Interesse der Deutschen mittlerweile auf die Plattform auf der Spitze der Pyramide. Auch hier wird eine Grabung durchgeführt und - falls sich das aus der Ferne richtig erkennen lässt, z.B. durch Roberts Feldstecher von der Sonnenpyramide aus - eine Eisenstange aufgestellt. Deren Zweck bleibt den Beobachtern jedoch verborgen.
Die perfekte Gelegenheit bietet sich aber, als ein schweres Gewitter aufzieht und die Wache - welche sich leichtsinnigerweise in der Nähe der Stange aufhält - einem Blitzeinschlag zum Opfer fällt.
Während die Deutschen ihren toten Kameraden ins Lager schaffen und ansonsten vor dem herniederstürzenden Regen in Deckung gehen, nutzt Desmond die Chance und begibt sich zur nun unbewachten Grube.
Ein geheimnisvolles blaues Leuchten unter der Oberfläche der bereist vollgelaufenen Grube verlockt ihn, in diese hineinzuklettern. Herumschwimmende Teile und der höchst instabile Untergrund verraten Desmond, dass die Grube voller Knochenreste ist - zweifellos Folgen alter aztekischer Rituale. Er überwindet den aufsteigenden Widerwillen und tastet in der Brühe nach dem Leuchten. Und tatsächlich bekommt er einen Schädel zu fassen, der bereits auf den ersten Blick erkennbar nicht aus Knochen, sondern einer Art Kristall besteht. Aus dem Inneren des Schädels dringt ein heller Lichtschein, der jetzt außerhalb des trüben Tümpels deutlich wahrnehmbar ist und Desmond veranlasst, das Gebilde umgehend unter seinem Mantel zu verstecken.

Desmond hört die Stimme des Herrn?
Die Abenteurer versammeln sich in Milicents Zelt, wo sie Desmonds Kristallschädelfund aufgeregt untersuchen. Form, Größe und Beschaffenheit deuten zwar auf einen menschlichen Schädel, das kristalline Material spricht allerdings für ein künstlich geschaffenes Objekt.
Milicents Hoffnung, irgendwo auf oder in den zugänglichen Teilen im Schädel Zeichen oder Symbole zu entdecken, erfüllt sich nicht.
Als aber Okkultist Desmond das Artefakt aufnimmt, um es seinerseits unter die Lupe zu nehmen, erlischt das Leuchten schlagartig - und kehrt auch nicht mehr zurück.
Dafür beginnt sehr bald eine Stimme zu ihm zu sprechen, obwohl sich niemand Fremdes in der Nähe befindet. Desmond merkt auch schnell, dass das außer ihm keiner hört. Der nur kurz aufblitzende Gedanke, eventuell nach all den Erfahrungen der letzten Zeit den Verstand zu verlieren, wird als lächerlich beiseite gewischt - also folgert Desmond, dass diese körperlose Stimme in seinem Kopf real sein muss.
Der Sprecher gibt beunruhigende Äußerungen wie "Endlich frei!" oder "Überlass mir den Körper!" von sich und behauptet schließlich, der altägyptische Gott Seth zu sein - Herr von Ober- und Unterägypten, Herrscher der Wüste, des Chaos und der Unwetter und überhaupt Stärkster der Götter. Desmonds Körper sei ein "Gefäß", das dieser Seth zum Gebrauch zu überlassen habe.
Seth wird höchst ungehalten, dass Desmond anderer Meinung ist und argumentativ versucht, seinen Beifahrer wieder loszuwerden. Immerhin wird ihm dabei auch klar, dass die Wesenheit ihn offenbar nicht gegen seinen Willen übernehmen kann. Desmond empfindet das als höchst beruhigend und beginnt zu überlegen, wie er die Situation zu seinem Vorteil nutzen kann.
Seine Reisegefährten finden die Angelegenheit hingegen höchst beunruhigend, nachdem sie überhaupt begriffen haben, was hier gerade vor sich gegangen ist und Desmond seine inneren Dialoge - zumindest in Auswahl - mit ihnen geteilt hat.
Die Behauptung der Wesenheit, die sich Seth nennt, scheint ungeheuerlich - aber nach den Erlebnissen auf Sizilien und im Tempel des Ra-Hoor-Khuit halten die Abenteurer das Ganze durchaus für möglich. Da der vorgebliche Gott allerdings nicht die Kooperation Desmonds erzwingen kann, bleibt ein Restzweifel, ob es sich nicht doch um einen astralen Hochstapler handelt (oder eine komplizierte geistige Störung, aber diesen Gedanken behält Milicent zunächst für sich).
Gemäß ihrer Vereinbarung holen sie auch noch Carlos Salcedo hinzu, dem der Schädel allerdings völlig unbekannt ist und ausschließt, dass er Teil seines kulturellen Erbes sein könnte. Somit bleibt das Artefakt Sache der Europäer, die den Schädel verborgen halten und beschließen, baldmöglichst, aber nicht überstürzt, abzureisen.
Da es keine weiteren Zwischenfälle mit den Deutschen gibt, kann die Rückreise ungestört angetreten werden.
Erfreulicherweise ist auch der weitere Reiseverlauf bis nach London unauffällig. Sie geben den Schädel in die Obhut des Museums und brauchen nun dringend eine längere Ruhepause nach ihrer Reise um die halbe Welt...